Polen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Polen. Bis etwa zum 7. Jh. war das osteuropäische Gebiet zwischen Livland und Dnjestr Durchzugsland vieler Germanenstämme, die nach Westen und Südwesten abwanderten. Erst danach stabilisierten sich die Verhältnisse so weit, dass die ortsansässigen westslaw. Stämme, darunter die Polanii (“Feldbewohner”), sich polit. organisieren konnten. Im 10. Jh. entstand der Fürstenstaat der Piasten unter Herzog Mieszko I. (um 960 – 92), der der Oberhoheit Ottos I. unterstand. (Als Gründungsjahr gilt 966, das Jahr, in dem sich Mieszko taufen ließ.) Das Herzogtum wurde christianisiert, Posen wurde Residenzstadt und Bischofssitz (1000). Der Sohn Mieszkos, Boleslaw I. Chrobry (= “der Tapfere”, 967 – 1025), dehnte seinen Herrschaftsbereich aus, eroberte Pommerellen, Schlesien, Krakau, Sandomir, bekam vom Kaiser die Lausitz zu Lehen und krönte sich 1000 in Gnesen – mit Billigung des Papstes und Ottos III. – zum König von Polen. Nach dem Tod des Kaisers fiel Boleslav 1003 im Reich ein und eroberte Böhmen, das er jedoch 1005 wieder an Kaiser Heinrich II. herausgeben musste. 1018 besiegte er den russ. Prinzen Jaroslaw und zog in Kiew ein. Nach seinem Tod gingen die Königswürde und viele der eroberten Gebiete wieder verloren, die Macht der Piasten beschränkte sich auf den ursprünglichen Besitz (Polonia Maior, Polonia Minor, Masowien, Schlesien). Boleslaws Enkel. Kasimir I., musste nach einem Adelsaufstand 1037 das Land verlassen und floh nach Deutschland. Im Jahr darauf fielen die Böhmen verheerend in Polen ein und entführten die Reliquien des hl. Adalbert. Ein Heidenaufstand verjagte die christl. Oberschicht und zerschlug die poln. Kirche. Das Erzbistum Gnesen und alle Bistümer verwaisten. Kasimir gelang es jedoch – verbündet mit Kaiser Heinrich IV. und dem Fürsten Jaroslaw von Kiew – sein Land zurückzuerobern und das Patrimonium der Piasten wiederherzustellen. Er machte Krakau zu seiner Residenz und zum zunächst einzigen Bischofssitz; für Krakowien und das benachbarte Land Sandomir bürgerte sich die Bezeichnung “Kleinpolen” ein. Im Investiturstreit stellte sich Boleslav auf die Seite Gregors VII. und erreichte dadurch die Wiedererrichtung des Bistums Gnesen und die Gründung des Bistums Plozk. Weihnachten 1076 ließ sich Boleslaw zum König krönen. Nachdem er jedoch den Krakauer Bischof Stanislaus unter der Anschuldigung des Hochverrats hatte zu Tode foltern lassen, kam es zu einer Volkserhebung; Boleslav musste fliehen und starb in der Fremde. Bischof Stanislaus wurde zum Nationalheiligen Polens.

Die Geschicke Polens im 12. – 14. Jh. waren bestimmt von der Entmachtung des Stammesadels und der Einführung des Lehnswesens, von dem verheerenden Einfall der Mongolen im Jahre 1241, von der dt. Ostkolonisation und der Annahme dt. Rechtes, von Konflikten mit dem Deutschritterorden, von wirtschaftlicher Depression und polit. Zersplitterung.

Auf die Zeit des Niedergangs folgte ab 1320 eine Periode des Wiederaufstiegs, die durch den Piastenfürst Wladislaw I. Lokietek (= “der Kurze”, um 1260-1333) eingeleitet wurde. Dieser vereinigte Groß- und Kleinpolen, machte Krakau zur Hauptstadt und ließ sich zum König von Polen krönen. Seine kluge Bündnispolitik wurde von seinem Sohn Kasimir III. d. Großen (1333 -70) fortgesetzt, der sich überdies als Rechts-, Wirtschafts- und Sozialreformer verdient machte und die Universität Krakau gründete (1364). Er holte italienische Baumeister sowie deutsche Kaufleute und Handwerker ins Land und nahm aus Deutschland vertriebene Juden auf. In Ermangelung eines männl. Erben erklärte Kasimir den König von Ungarn, Ludwig I. von Anjou, zu seinem Sohn und Nachfolger. Ludwig hatte für sein poln. Reich wenig Interesse, sodass die poln. Adeligen weitgehende Privilegien wie Steuerfreiheit und Königswahlrecht an sich bringen konnten. Sie wählten nach Ludwigs Tod (1382) seine Tochter Hedwig zur Königin. Deren Verheiratung mit dem litauischen Großfürsten Jagiello (1386) begründete das poln. Herrscherhaus der Jagiellonen. Jagiello schlug als König Wladislaw II. (1386 – 1434) die Deutschordensritter bei Tannenberg (1410), und nutzte sein dadurch gewachsenes Ansehen, um den poln. Adel unter seine Herrschermacht zu zwingen.

Seit dem Reichstag von Radom (1505) war der Sejm, die poln. Nationalversammlung, das höchste gesetzgebende Organ Polens. Er setzte sich zusammen aus dem von Vertretern der Hocharistokratie (Magnaten) beherrschten Senat und der Abgeordnetenkammer, der Vertretung des niederen Adels (“Adelsdemokratie”).

Das poln. Nationalgefühl wurde im Mittelalter trotz der partikularistischen Wirren und gegen dt. Einflüsse vor allem vom Klerus aufrechterhalten, der sich auf dem Konzil von Leczyka (1285) Predigt und Schulunterricht in polnischer Sprache ertrotzte, “ad conservationem et promotionem linguae polonicae” (“zu Schutz und Förderung der poln. Sprache”). Die erste umfassende Geschichte Polens wurde im 15. Jh. von dem Chronisten Jan Dlugosz in lat. Sprache verfasst.

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