Porete, Margareta

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Porete, Margareta (Porète, Marguerite, geb. um 1250 im nordfrz. Hennegau, auf einem Pariser Scheiterhaufen gestorben am 01.06.1310). Begine und Mystikerin, veröffentlichte um 1295 ihr Buch „Le Mirouer des simples Ames anientes et qui seulement demourent en Desir et Vouloir d´Amour“ (Spiegel der einfachen, vernichteten Seelen, die nur im Wunsch und in der Sehnsucht nach Liebe verharren). Der „Spiegel“ ist ein Dialog zur Liebesmystik; die Seele gelangt als „Schülerin der Gottheit“ vom „Tal der Demut“ über die „Ebene der Wahrheit“ zum „Berg der Minne“, der Einheit mit Gott. Auf dieser höchsten Entwicklungsstufe, der „unite d´Amour“, sind alle Tugenden und ethischen Maßstäbe gegenstandslos, da die mit Gott vereinte Seele an dessen unendlicher Freiheit Teil hat gemäß dem Pauluswort (Kor. 3,17) „Denn der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ Kirchliche Behörden sahen in dieser mystischen Lehre den Ausdruck von religiöser, sozialer und sexueller Gesetzlosigkeit, von Häresie, und stellte Margareta vor ein Inquisitionsgericht. 15 Sätze des „Spiegels“ wurden als Irrlehren verdammt, und als Margareta sich weigerte, zu widerrufen, übergab man sie dem weltlichen Arm, unter dessen Gewalt sie am 1. Juni 1310 auf der Place de Greve verbrannt wurde.

Margaretes „Spiegel der Seelen“ fand trotz seines Verbots durch die Inquisition in Westeuropa weite Verbreitung und war besonders bei deutschen Beginen und Nonnen sehr beliebt. Das Konzil von Vienne (1311/12; Beschluss 28 „Ad nostram“) stellte eindeutig den ketzerischen Charakter des Buches fest („sakrilegische und verdrehte Lehre“) und ordnete seine Vernichtung im Feuer an. Trotzdem fand das Werk seinen Nachhall in den Bewegungen der Devotio moderna und der Brüder und Schwestern vom Freien Geist.

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