Prag

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Prag (Praha). Im Zuge der Völkerwanderung besiedelten westslaw. Stämme das böhm. Moldaugebiet, in dem vorher kelt. Bojer und germ. Markomannen ansässig waren. Nahe einer Moldaufurt, an der sich die Bernstein- und die Salzstraße kreuzten, gründete um 850 Herzog Borivoj, der erste belegte Repräsentant der Premyslidendynastie, die Prager Burg (Hradschin). 874 ließ sich Borivoj von dem Slawenmissionar Methodius taufen. Unter seinen Nachfolgern wuchs die Stadt, deutsche und jüdische, auch ital. und frz. Kaufleute eröffneten Handelsniederlassungen. 973 wurde das Bistum Prag von der Diözese Regensburg abgetrennt, wodurch die böhm. Kirche von der bayer. Missionskirche unabhängig wurde. In der zweiten Hälfte des 11. Jh. verlegte Herzog Wratislav II. seine Residenz vom Hradschin, der nunmehr als Bischofssitz diente, auf die Burg Vysehrad (= Hochburg) am jenseitigen, stromaufwärts gelegenen Moldauufer. 1118 wird bereits eine Holzbrücke etwa an der Stelle der späteren Moldaubrücke erwähnt. Nachdem diese durch ein Hochwasser zerstört worden war, wurde 1158 mit dem Bau der ersten steinernen Moldaubrücke begonnen, welche die Vorrangstellung Prags als Handelsmetropole sicherte. Herzog Sobeslav II. erließ 1178 Privilegien für deutsche Kaufleute, Kraft derer ihnen Behandlung nach dt. Recht, Befreiung vom Waffendienst und Steuervergünstigungen zustanden. Um 1255 wurde Prag zur Stadt erhoben und befestigt. 1257 gründete König Premysl Ottokar II. für norddt. Neubürger die nach Magdeburger Recht verfasste Kleinstadt (Kleinseite). Unter König Karl IV. aus dem Hause Luxemburg (1316 – 78) wurde Prag zum Erzbistum (1344; bis dahin war Prag von Mainz abhängig gewesen), zur kaiserlichen Residenzstadt und damit zu einer Art Hauptstadt des Deutschen Reiches erhoben (1355). Im gleichen Jahr wurde mit dem Bau des St.-Veits-Doms auf dem Burgberg begonnen, 1348 wurden die Neustadt und die Universität gegründet (s. Carolina). Im gleichen Jahr legte Karl eigenhändig den Grundstein zu einer neuen Stadtmauer. Zur Besiedlung des riesigen Stadtraumes versprach Karl Zuzüglern besondere Privilegien. Er wandte sich dabei an Juden wie Christen, warb besonders um Handwerker, Geschäfts- und Ordensleute.

Prag zog als “Rom des Nordens” Künstler und Gelehrte aus ganz Europa an. Die Stadt war zu dieser Zeit nach Fläche und Einwohnerzahl die größte Mitteleuropas. 1357 wurde, nachdem die roman. “Judithbrücke” (benannt nach der Gemahlin König Vladislavs II., des Initiators des Brückenbaus) einem Hochwasser zum Opfer gefallen war (1342), mit dem Bau der Karlsbrücke und des Altstädter Brückenturms begonnen. Ab 1400 wuchsen Antiklerikalismus, Nationalismus und die sozialen Spannungen zwischen den meist vom Land zugezogenen Unterprivilegierten und den reichen ortsansässigen Deutschen, deren Rechte in der Folgezeit beschnitten wurden. 1409 wanderten 369 nichtböhmische Studenten und 46 Professoren aus. Sie ließen sich an der neugegründeten Universität von Leipzig nieder. Papst Alexander V. bestätigte des Studium generale, die Markgrafen Friedrich und Wilhelm finanzierten die Neugründung. – Die folgenden Hussitenkriege (ausgelöst durch den “Ersten Prager Fenstersturz”, 1419) führten zum wirtschaftl. und kulturellen Niedergang Prags, nicht zuletzt durch die Abwanderung der fremden Einwohnerschaft und durch die Verlegung der königl. Residenz nach Buda (1490).

Im Folgenden eine kleine Auswahl mittelalterliche Baulichkeiten Prags:

der St. Veits-Dom auf dem Hradschin (begonnen 1344 unter dem frz. Baumeister Matthias von Arras [Teile des Chorumgangs und des Kapellenkranzes], seit 1352 fortgeführt durch Peter Parler [Vollendung des Chors bis 1385, Bau des Langhauses, Errichtung der südl. Vorhalle]; nach Peters Tod 1399 führten seine Söhne Wenzel und Johann den Bau bis 1420 fort [Südturm]; die Hussitenkriege lähmten den Dombau für lange Zeit; 1770 bekam der Turm sein barockes Dach, der neugotische Westteil sollte erst 1920 fertiggestellt werden); der Dom ist nach dem Märtyrer St. Vitus benannt, der unter Diocletian den Märtyrertod erlitten hatte; Herzog Wenzeslaus (Wenzel I. der Heilige) hatte im 10. Jh. erste Teile der Veitsreliquien nach Prag überführen lassen, weitere wurden 1355 durch Kaiser Karl IV. dorthin gebracht;

der – in großen Teilen gotische – Königspalast auf dem Hradschin;

das Altstädter Rathaus (1338 begonnen; astronom. Uhr v. Anfang d. 15. Jh.),

die Altneusynagoge (13. Jh., älteste erhaltene Synagoge Europas),

die Karlsbrücke mit ihren Türmen (14./15. Jh.),

der spätgot. Pulverturm,

die Teynkirche (14./15. Jh.),

die roman. St.-Martins-Kapelle auf dem Vysehrad (Rundbau, 11. Jh.).

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