Predigt

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Predigt (mhd. breige, predige, brege; v. mlat. praedicare = öffentlich ausrufen, verkünden). Grundsätzlich sind zwei Arten von Predigt zu unterscheiden: die Homilie (kirchenlat. homilia = Rede zum Volk) und der Sermon (v. lat. sermo = Vortrag). Während sich die erste mit der Auslegung eines Bibeltextes beschäftigt, hat letzterer ein bestimmtes Thema zum Gegenstand (Themapredigt).

Die mittelalterliche Predigt war in den Anfängen auf die Klöster beschränkt und zielte auf die Belehrung der Mönchsgemeinschaft. Die grundlegende, in der Antike begründete Predigtkompetenz der Bischöfe wurde noch im Frühmittelalter an Gemeindepfarrer weitergegeben mit dem Auftrag, die Laien im Glauben zu unterweisen, die Hl. Schrift zu verkünden und auszulegen, sowie die Gläubigen durch fromme Erzählungen aufzurichten (s. exemplum, Legenden, vitae patrum). Die Predigt konnte Teil der Liturgie (s. Messe) sein oder im außerkirchlichen Raum (etwa als ® collatio im Universitätsbetrieb oder als Belehrung bei der Heidenmission) vorgetragen werden. Waren Predigten – von solchen in der Heidenbekehrung abgesehen – ursprünglich überwiegend in Latein gehalten worden, so verfügten Konzilsbestimmungen schon im 9. Jh., dass Predigten vor Laien in den Volkssprachen zu halten seien. Für die weniger gebildeten oder geringer rhetorisch begabten unter den Predigern gab es Predigtsammlungen, in denen Musterpredigten, geordnet nach den Festen des Kirchenjahres, zusammengetragen waren. Formal und inhaltlich standen die Predigten der gelehrten Theologen, die mit ihrem Bibelwissen und ihrer scholastischen Bildung brillierten, weit über denen der Mehrzahl der Volksprediger. Unter den Buß-, Kreuzzugs- und Ablasspredigern fanden sich eindrucksvolle Persönlichkeiten, die das Volk aufzurütteln und mitzureißen verstanden, so z.B. Berthold von Regensburg, Bernhard von Clairvaux, Norbert von Xanten oder Johannes Tauler.

(s. Bußpredigt, Wanderprediger)

Nachdem Laienprediger – nicht zuletzt wegen ihres teilweise vorbildlichen, apostolischen Lebenswandels – große Anhängerschaft beim Volk gefunden hatten, und als trotz Verboten und Verfolgung immer neue ketzerische Predigersekten (s. Katharer, Waldenser, Humiliaten, Brüder und Schwestern vom Freien Geist) die Amtskirche beunruhigten, bediente man sich auch kirchlicherseits intensiver der Predigt, wobei die predicatio de articulis fidei et sacramentis ecclesie (die Predigt über die christl. Glaubenslehre) im Vordergrund stand. Um die Offensive mit dem Wort schlagkräftiger zu machen, wurden Priester- und Mönchsorden gegründet (Dominikaner, Franziskaner), deren Mitglieder in eigenen Ordensschulen für den Predigtdienst ausgebildet wurden.

Die großen Prediger des Mittelalter haben sich der lat. Sprache bedient. Sammlungen lat. Predigten sind – auch in deutscher Übertragung – als Muster und Vorlagen für Geistliche zusammengestellt worden (z.B. im “Speculum ecclesie”, 12. Jh., 70 Predigten, in der Tradition der gleichnamigen Predigtsammlung des Honorius Augustodunensis, erhalten in einer Benediktbeurer Handschrift.) Die ältesten Niederschriften tatsächlich gehaltener deutscher Predigten stammen aus dem 13. Jh. (s. Berthold von Regensburg, Priester Konrad, Meister Eckhart). Predigtsammlungen sind reiche Fundgruben für Geistes- und Kulturgeschichtsforscher, für Volkskundler und Sprachhistoriker.

Um den Ansprüchen der Massenpredigt genügen zu können, wurde im Spätmittelalter die Form der Hallenkirche entwickelt. Die akustischen Eigenschaften besonders gotischer Großkirchen mit ihrem starken Nachhall bedingten die Aufstellung der Predigtkanzel in der Mitte der Langhauswand, brachten den Schalldeckel als Element der Kanzel hervor und förderten eine besondere Vortragsweise, mit großem Stimmaufwand, langen Pausen und überdeutlicher Akzentuierung.

Abschließend sei noch erwähnt, dass sich mittelalterliche Prediger nicht auf geistliche Themen beschränkten, sondern auch weltpolitische Gegenstände kommentierten. Als Beispiel sei das propangandistische Engagement der Dominikaner und Franziskaner für Kaiser Ludwig den Bayern und gegen Papst Johannes XXII. genannt.

(s. Peter der Einsiedler; Norbert von Xanten; Bernhard von Clairvaux; Albertus Magnus; David von Augsburg; Konrad von Sachsen (K. Holzinger); Nikolaus von Straßburg; Tauler, Johannes)

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