Quecksilber

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Quecksilber (mhd. quecsilber; Lehnübersetzung von lat. argentum vivum = lebendiges Silber; grch. hydrargyros = Wasser-Silber; wegen seiner Zuordnung zu dem Planeten Merkur auch mercurius genannt). Das bei gewöhnlichen Umgebungstemperaturen flüssige, hochgiftige Metall kommt nur an wenigen Stellen gediegen vor, meist wird es in Form von Zinnober (HgS) bergmännisch abgebaut. (Das Element wurde in der Antike den Ölen zugerechnet, welche weder durch Hitze noch durch Kälte verfestigt werden {Aristoteles}. Die Einordnung unter die Metalle erfolgte erst im MA.) Das in Deutschland verarbeitete Quecksilbererz wurde aus dem kastilischen Almaden und aus dem westslowenischen Idria importiert, später auch in der linksrheinischen Kurpfalz abgebaut. (Der Quecksilbergehalt der kastilischen Erze lag bei 8 – 9 %, der der slowenischen bei 0,5 – 0,8 %.) Das zinnoberhaltige Erz wurde zerkleinert und gewaschen und danach in Brennöfen auf 400° – 700° erhitzt. Dabei sammelte sich sich das flüssig gewordene Quecksilber am Boden des Ofens, ein beträchtlicher Teil ging allerdings durch Verdampfen verloren. Durch die entweichenden Quecksilberdämpfe wurde die Gesundheit der Arbeiter, die den Ofen während des ca. 12-stündigen Brennvorgangs ständig beaufsichtigen mussten, stark geschädigt (Mercurialismus: Schleimhautläsionen, Schädigung von Nieren, Leber und ZNS).

Im Mittelalter hielt man Qu. für einen Urstoff und schrieb ihm magische Qualitäten zu: es verkörperte die Einheit von Körper, Geist und Seele, galt als Allheilmittel und als Abwehrmittel gegen Schadzauber, Verhexung und den Bösen Blick, sowie gegen Ungeziefer (bzw. gegen böse Geister als dessen Urheber). Man trug es als Amulett, etwa verkapselt in eine Nusschale oder in einen Federkiel.

Hauptanwendungsgebiete des Quecksilbers waren die Goldgewinnung durch Amalgamierung (s. Metallurgie) und die Herstellung von Arzneien. Hierfür wurde das argentum vivum erst durch Verreibung mit meist organischen Stoffen “abgetötet” (zu argentum extinctum), bevor es zu Salben gegen Hautkrankheiten, Ekzemen und Parasiten verarbeitet wurde. (Nach arab. Vorbild hatten auch christl. Ärzte Lepra mit “Unguentum saracenicum” [Quecksilbersalbe] zu heilen versucht. In dieser Tradition standen die zusammen mit Schwitzbädern gegen die Franzosenkrankheit (s. Syphilis) verabfolgten Quecksilber-Schmierkuren des SMA.) Außerdem trug man Quecksilber als Amulett, in einer Nuss-Schale oder einem Federkiel verkapselt.

(s. Amalgam, Metallurgie)

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