Rechts und links

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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rechts und links (ahd. zeso, mhd. zese = rechterhand; an seine Stelle tritt mhd. reht = richtig, recht, sittlich gut, entsprechend der rechten Hand, deren Gebrauch als richtig empfunden wird; lat. dexter; mhd. winster = link, ungeschickt, entsprechend der linken Hand; winsterhalp = linkerhand, links [der Gen. Sing. links i.S.v. “auf der linken Seite” ist seit dem 15. Jh. gebräuchlich]; lat. sinister). Der statistischen Verteilung der Rechts- bzw. Linkshändigkeit (90 : 10) entspricht die Höherbewertung der rechten Hand, Seite oder Position. In der Bibel sammeln sich die Gerechten beim Jüngsten Gericht zur Rechten Gottes (Matth. 25.33), der Menschensohn wird “sitzen zur Rechten der Kraft” (Matth. 26.64). Den Römern galt die rechte Hand als Symbol der Freundschaft und feierlichen Versicherung: “dextram dare, dextras iungere, fidem dextramque porrigere”. Im Mittelalter galt Rechts als die Seite des Männlichen, Erfolgversprechenden, Kräftigen, Links als die Seite des Weiblichen, Unheilverheißenden. Die medizinische Wissenschaft nahm an, dass der Mann im rechten Uterushorn angelegt werde, die Frau im linken (und der Androgyn in der Mitte). Nicht anders war die Bewertung von Rechts und Links in Kunst, Recht, Kult und Heraldik des lat. Mittelalters. Dabei ist zu beachten, dass die Seitenzuweisung in der bildenden Kunst häufig, in der Heraldik stets vom Bild her definiert ist, nicht vom Betrachter her. (Der Höllenrachen des Jüngsten Gerichts ist vom Betrachter her rechts des Weltenrichters, von diesem aus gesehen jedoch zur linken, der bösen Seite. Bei der Gestaltung des Wappenschildes verstanden sich die Seiten vom Standpunkt des Schildträgers aus.) Im Zweifelsfall muss vom Betrachter aus der Summe der rechts oder links angeordneten Sinnträger auf die richtige Betrachtungsweise geschlossen werden.

Bei Hugo v. St. Victor finden sich sich (nach Friedrich Ohly) folgende Zuweisungen für das Augenpaar: Er “unterscheidet das linke und das rechte Auge als moralem und als mysticum sensum, das linke respicit, das rechte contemplatur, das linke ist auf sich selbst, das rechte auf Gott gerichtet. Das linke Auge memoria beweint das Vergangene, das rechte Auge intellectus sieht das Zukünftige voraus.”

(s. Dingbedeutsamkeit)

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