Rechtschreibung

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Rechtschreibung (zu schribunge = Schrift; lat. recte scribendi sciencia, recta scriptura vocabuli; Orthographie, Wortbildung des 16. Jh. aus grch. orthos = richtig und graphein = schreiben). Am Anfang der Literaturgeschichte der deutschen Sprache steht deren Begegnung mit der lateinisch Sprache und Schrift im Auftrag der christl. Missionierung. Älteste schriftliche Zeugnisse der deutschen Sprache, niedergeschrieben mit lat. Schriftzeichen, gehen auf das 8. Jh. zurück (s. Althochdeutsch). Die Schreibweise folgte dem Gehör, und so wechselte sie je nach Region und Dialekt. P. Dinzelbacher schreibt: “… Rahewin von Freising erscheint in von ihm selbst autorisierten Dokumenten und zeitgenössischen Texten als Ragewinus, Radesicus, Radewicus, Rahew …”, in insgesamt 15 Versionen. – Unter Karl d. Gr. entstanden Kloster- und Domschulen zur sprachlichen Schulung des Kleriker- und Beamtenstandes. Der Bendiktinermönch Notker III. von St. Gallen legte um 1000 der Rechtschreibung des Volkssprachigen die Lautgebung des Althochdeutschen zugrunde.

Bis zum Ende des Mittelalter war der weit überwiegende Großteil der Bevölkerung lese- und schreibunkundig. Die Sprache der Gelehrten – fast ausnahmslos Mönche und Weltgeistliche – war das Lateinische, das in Anlehnung an antike Traditionen der Grammatik, Rhetorik und Dialektik in den Klöstern weitergepflegt und fast überall relativ einheitlich gelehrt wurde. Einzelne Wörter sind allerdings infolge von Unwissenheit oder Schlampigkeit des Schreibers in unterschiedlichen Schreibweisen zu finden, wie etwa hyemps statt hiems (Winter) oder zabulus statt diabolus (Teufel).

Anders verhielt es sich mit der Sprache der Laien (homines illiterati vel idiotae), die in viele regionale Dialekte zersplittert war und anfänglich nur mündlich tradiert wurde. Sie musste zuvörderst verschriftlicht und mit eingedeutschen Begriffen des christlichen Glaubens angereichert werden (s. Übersetzungen). Die Satzzeichen wurden aus der antiken Grammatik übernommen dienten ursprünglich wohl dem Zweck, dem Vorlesenden Tonfall und Pausen anzuzeigen, den Text für das Vorlesen zu gliedern. Aus der Karolingerzeit stammt der Punkt als Trennungszeichen zwischen zwei Sätzen. Aus den die Satzteile trennenden Schrägstrichen (Virgeln) wurden die Kommata. Von etwa 1300 an wurden Großbuchstaben am Satzanfang eingeführt. In der Kanzleisprache verdrängte das Mittelhochdeutsche zunehmend das Lateinische. (Eine hochdeutsche Schriftsprache sollte sich erst ausbilden, nachdem 1522 die Luthersche Bibelübersetzung in Druck gegangen war und weite Verbreitung gefunden hatte. Eine für den dt. Sprachraum einheitliche Rechtschreibung hat es jedoch bis zum 19. Jh. nicht geben.)

(s. Alphabet, Deutsch, Glossar, Grammatik, Korrektor, Lese- und Schreibkunst, Mittellatein, Schreiber, Schreibung, Volkssprachen)

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