Regensburg

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Regensburg. Am Südufer der Donau, etwas oberhalb des von Norden her einmündenden Flusses Regen, hatte schon vor der Zeitenwende eine kelt. Siedlung Radasbona (mlat. Ratisbona) bestanden. Der Ort war ausgezeichnet durch einen Flussübergang, der durch zwei Inseln (Oberer und Unterer Wöhrd) noch erleichtert wurde. Hier errichteten die Römer das Militär- und Verwaltungszentrum Castra Regina für ihre Provinz Rätien (vollendet 179 n. Chr.). Auf den Resten des von den Römern um 400 verlassenen und während der Völkerwanderung mit Ausnahme der Umwehrung verwüsteten Castra Regina richteten sich um 530 die bayer. Agilolfinger ihren Herzogssitz ein. Zu Beginn des 8. Jh. entstand südl. des einstigen Römerlagers das Kloster St. Emmeram. 739 gründete Bonifatius das Bistum Regensburg (der Name “Reganespurc” wird erstmals 804 erwähnt), das 798 zur Kirchenprovinz Salzburg kam. Karl d. Gr. erhob den Herzogshof 788 zur wichtigsten Königspfalz im Südosten seines Reiches. Auch unter seinen Nachfolgern blieb Regensburg bevorzugter Aufenthaltsort. König Ludwig der Deutsche führte im Bereich des Kornmarktes eine neue Pfalz auf, Arnulf v. Kärnten errichtete bei St. Emmeram eine weitere Königspfalz. Als “civis regia” war Regensburg im 9. Jh. neben Aachen und Frankfurt einer der Hauptorte des fränk. Ostreiches. In den folgenden Jahrhunderten erlebte die Stadt viele Reichs- und Fürstentage, wuchs durch ihre Fernhandelsbeziehungen, die vom Oberrheingebiet bis Böhmen und in die Donauländer, bis nach Italien und Nowgorod reichten, zum bedeutendsten Handelsplatz des dt. Südostens. Die Kaufleute, darunter viele Juden, wurden zur stärksten Bevölkerungsgruppe der Stadt und errichteten sich Wohnbauten nach Art der ital. Turmhäuser. 1135 – 46 wurde die Steinerne Brücke gebaut, die mit ihren 16 Bögen auf 310 m Länge und ihrer Breite von 7 m den Zeitgenossen als Weltwunder erschien. (Ihre Fundamente ruhen noch heute auf den Eichenpfählen des 12. Jh.) Als Bayern 1180 an die Wittelsbacher fiel, galt Regensburg als “urbs Germaniae populosissima” (Deutschlands volkreichste Stadt). Die meisten der wichtigen mittelalterliche Bauten entstanden zwischen 1100 und 1300. 1245 wurde Regensburg durch Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt erhoben. Restliche Hoheitsrechte der konkurrierenden Herrschaftsträger, also des Bischofs und der bayer. Herzöge, konnten durch Kauf und Verpfändung für den Rat gewonnen werden. Um 1300 wurde ein neuer Mauerring errichtet, der auch die mittlerweile entstandenen Vorstädte einbezog (erst um 1850 sollte die Stadt über diesen Bering hinauswachsen). Im 13./14. Jh. brachten die reichen Regensburger Fernhändler bedeutende Ländereien und zahlreiche Burgen aus dem Umland in städt. Besitz.

Ab 1272 wurde an der Stelle einer niedergebrannten roman. Vorgängerkirche (deren nördl. Turm noch als “Eselsturm” erhalten ist) der Bau der Kathedrale St. Peter begonnen. Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit ihren beiden 105 m hohen Türmen (1859 – 69) an der prächtigen Westfassade und dem 32 m hohen Langhaus gilt als Hauptwerk der Gotik in Bayern (vorläufiger Bauschluss 1524). Von den Skulpturen des Doms seien erwähnt: Maria und der “Lachende Engel” an den beiden westl., Petrus und Paulus an den beiden östl. Vierungspfeilern, die Reiterstatuen des Hl. Georg und Hl. Martin an der Westwand und das 15 m hohe Sakramentshäuschen (1493).

Der Herzogshof wurde im 13. Jh. nach München verlegt. Im 14. Jh. begann infolge Verlagerung der Handelsströme der wirtschaftl. Niedergang der Stadt, zu dem auch der Städtekrieg und die Hussitenkämpfe beitrugen. Regensburg blieb jedoch weiterhin ein Ort von polit. und kultureller Bedeutung. 1486 gab das verarmte Regensburg seinen Status als Reichsstadt auf und unterstellte sich dem bayer. Herzog. 1492 zwang Kaiser Friedrich III. den Bayernherzog wieder zur Herausgabe der Stadt.

Regensburg gilt als einzige erhaltene große dt. Stadt des Mittelalter Bauwerke aller Zeitalter und Stilepochen von der Römerzeit an finden sich auf engem Raum. An mittelalterliche Bauten sind außer den bereits genannten anzuführen: die Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters und Reichsstifts St. Emmeram (barockisiert; teilw. 8. Jh.); die “Schottenkirche” St. Jakob (dreischiffige roman. Basilika mit drei Apsiden, Doppeltürmen im Osten und Querhaus mit Empore im Westen, sowie als plastische Bilderwand gestaltetem Hauptporal an der Nordseite, 12. Jh.); das Niedermünster (dreischiffige roman. Basilika ohne Querschiff, 12. Jh.; im 17./18. Jh. barockisiert), die ehem. Dompfarrkirche St. Ulrich (Anfang 13. Jh.); der Herzogshof (12./13. Jh.) und das Alte Rathaus (um 1360, Bauteile aus dem 11. Jh.; Schauplatz vieler Reichstage, 1663 – 1806 Sitz des “Immerwährenden Reichstags”).

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