Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Reisezeiten. Die Witterung und der von ihr abhängige Zustand der Verkehrswege bestimmten die Reisezeit. Nördlich der Alpen begann sie im März oder April, wenn die Tage länger und wärmer wurden, die Straßen weniger morastig waren und die Flüsse genügend Wasser führten. Die wagemutigeren Händler brachen als erste auf, da sie sich umso bessere Geschäfte mit der nach der langen Winterpause ungeduldig gewordenen Kundschaft versprachen. Unternehmungen, zu denen viele Berittene über größere Entfernungen aufgeboten wurden, fanden erst im Mai statt, wenn genügend Grünfutter für die Reittiere gewachsen war. (Die fränk. Fußtruppen waren auf dem “Märzfeld” zusammengerufen worden. Nachdem seit der Mitte des 8. Jh. die Hauptmacht des Heeres aus berittenen Kämpfern bestand, sammelten sich die Truppen auf dem “Maifeld”).
Das späte Frühjahr und der Frühsommer waren die bevorzugte Reisezeit zu Festlichkeiten, deren Teilnehmer dann in Zeltstädten einigermaßen standesgemäß untergebracht werden konnten und noch nicht unter der Hitze des Hochsommers leiden mussten. (s. Feste, Hoftag)
Reisen über Alpenpässe wurden im Sommer unternommen, wenn die Passstrecken begehbar waren und die Lawinengefahr abgenommen hatte.
Im Herbst wurden keine Reisen mehr angetreten, man suchte, bevor die Wege in grundlosem Schlamm versanken, die Flüsse über die Ufer traten, Nebel die Orientierung erschwerten und der erste Schnee fiel, nach Hause oder in ein Winterquartier zu kommen. Zwischen November und März unternahm man Reisen nur auf höchsten Befehl oder aus äußerster Dringlichkeit. Eine Ausnahme bildeten die “Winterfahrer” des europäischen Ostens, welche frostharte Wege und gefrorene Gewässer nutzten (s. Nebel, Frost).
Die Seefahrt ruhte wegen der Winterstürme und wegen der Eisbildung in Nord- und Ostsee von November bis Februar. Das Mittelmeer galt von November bis März als unbefahrbar. (Die längere Winterpause in mittelmeerischen Gewässern wird dadurch erklärt, dass bei der – verglichen mit den nördl. Meeren – wesentlich größeren Wassertiefe sich entsprechend höherer Seegang aufbaute. Außerdem fehlten während des Winters die konstanten Windströmungen von Etesienwinden [Sommer; aus Nordwest und Nord] und Schirokko [Herbst; aus südl. Richtungen].)