Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Reiterstandbild. Das Pferd ist in der darstellenden Kunst des Mittelalter kaum präsent. Das könnte darin begründet sein, dass die Kirche das Tier wegen seiner Rolle im Kult der Germanen ablehnte oder darin, dass das Bild von Ross und Reiter an das Laster des Hochmuts gemahnte. Eine frühe Ausnahme stellt die kleine Bronzestatuette Karls des Großen dar (24 cm hoch, nach 810), die in bewusster Anlehnung an spätantike Vorbilder den Herrscher als Idealbild kaiserlicher Würde darstellt. Erst in der Blütezeit staufischer Kunst um die Mitte des 13. Jh. wurde das Motiv des Reiters wieder aufgenommen. Als erste vollplastische Darstellung entstand um 1230 der Bamberger Reiter als Typisierung eines Herrschers in ritterlicher Zeit. War der Bamberger Reiter noch an eine Säule gebunden, so erschent die monumentale Magdeburger Reiterstatue König Ottos II. frei auf einem Sockel stehend. Das Reiterstandbild des Herrschers sollte für alle Zeiten das durch ihn verliehene Stadtrecht sinnbildhaft vor Augen führen. Um 1240 entstand, wahrscheinlich von der Hand des Naumburger Meisters, der “Bassenheimer Reiter”. Die Figurengruppe stellt in bewegter Form die Mantelteilungszene dar. Sie ist 1,13 cm hoch, stand ursprünglich am Lettner des Mainzer Doms und ist heute in der Pfarrkirche von Bassenheim (bei Koblenz) zu sehen. Als letztes Beispiel sei eine 1,21 m hohe szenische Darstellung des Drachenkampfes von St. Georg genannt. Sie stammt von den Brüdern Martin und Georg von Klausenburg, wurde 1373 gegossen und steht im Hof des Hradschin in Prag. (Die große Zeit der anatomisch wie psychologisch und physiognomisch exakt ausgearbeiteten Reiterstandbilder herausragender Persönlichkeiten sollten erst die Kunstepochen von Renaissance und Barock bringen.)