Rhetorik

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Rhetorik (von grch. rhetorike techne = Redekunst, rhetor = Redner; lat.ars oratoria = Redekunst). Rhetorik wurde im Mittelalter nach Grammatik als zweiter Teil des Triviums nach antiken Vorbildern gelehrt, und galt als wesentlicher Teil aller Bildung. Zur überzeugenden Gestaltung einer Ansprache wurden verschiedene Techniken gelehrt, so etwa die systematische Vorbereitung einer Rede durch:

1.) Stoffsammlung (inventio), mit fünf Teilen: Einstimmung der Hörer und Erweckung von deren Interesse (exordium, proemium), Erzählung (narratio), Beweis (argumentatio, probatio), Widerlegung der gegnerischen Behauptungen (refutatio) und Schluss (peroratio, epilogus).  ;

2.) Gliederung (dispositio);

3.) stilistische Ausformung (elocutio);

4.) das Einprägen ins Gedächtnis memoria)

5.) die Übung des wirkungsvollen Vortrags (actio).

Nach antikem Vorbild kannte man drei Arten der Beredsamkeit: die Gerichtsrede (genus iudiciale), beratende Rede (genus deliberativum, ars suasoria) und die Lobrede (genus demonstrativum).

Die mittelalterliche Wissenschaft der Rhetorik sollte in erster Linie den Klerikernachwuchs zu einem persuasiven und stilvollen Vortrag erziehen. Für die speziellen Anliegen der Zeit wurden neue Lehrziele aufgestellt, so etwa die Kunst der Predigt (Ars praedicandi) und die Kunst, formgerechte Briefe, Urkunden, Testamente usf. abzufassen und bei Gericht wirksam zu argumentieren, sowie Reden zu besonderen Anlässen wie Grab-, Trost-, Hochzeits-, Geburtstags- oder begrüßungsreden.

(s. Ars dictaminis, Ars praedicandi, Brief, Dialektik, Fürstenpreis, Lobdichtung, Mnemotechnik, Predigt, Preislied, Rügelied, Städtelob, Stilarten;

Albertanus von Brescia, Georg von Trapezunt, Martianus Capella, Wibald von Stablo)

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