Scharbockskraut

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Scharbockskraut (frnhd., v. mndll. scheurbut, aus scheuren=zerrreißen, fressen und but=Knochen, also “kaputte Knochen”; mhd. ficwurz, feigwarzenkraut, grintwurz; sterneblüemelin; mlat. ficaria; nlat. scorbutus; botan. Ranunculus ficaria, Ficaria verna; volkstüml. Feigwurz, Fiegwurz, Gichtblatt, Frühlingskraut, Himmels-, Erdgerste). Kleinwüchsiges, goldgelb blühendes mehrjähriges Frühlingskraut aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die herzförmigen Blätter enthalten neben Vitamin C Saponine, ätherische Öle, Gerbstoffe und – besonders im Wurzelstock und während der Blütezeit (März/April) – den Giftstoff Protoanemonin. (Dieser bewirkt bei Hautkontakt Reizerscheinungen und bei Einnahme Erbrechen, Durchfall, Krämpfe und Lähmungen. Die Giftwirkung lässt sich durch Trocknen der Pflanzenteile verringern.)

Hildegard von Bingen kannte die heilende Wirkung der ficaria bei Hautunreinheiten und Hämorrhoiden. Zu ihrerVerwendung in der fiebersenkenden Kraft schreibt sie: “wer an brennendem Fieber leide, der koche Feigwurz mit doppelt so viel Basilikum in reinem Wein und lasse ihn abkühlen. Davon solle er morgens und abends trinken, bis er geheilt sei.”

Die jungen Blätter der Pflanze wurden als Salat zubereitet und galten als kräftigend und als heilsam gegen Mangelerscheinungen nach der kargen Winterszeit. In getrocknetem und pulverisierten Zustand mischte man sie im Frühjahr auch unters Brotmehl. So nutzte man aufgrund rein empirischen Wissens die Wirkung des Vitamin C (Asorbinsäure) gegen Mangelerscheinungen (s. Skorbut). Die volkstümliche Bezeichnung “Himmelsgerste” kommt daher, dass zu Hungerszeiten aus den kohlenhydratreichen Wurzeln und Brutknöllchen (Bulbillen) ein Pulver hergestellt wurde, mit dem man das Mehl streckte. “Feigwurz” hieß sie, weil die warzenförmigen Auswüchse an den Wurzelknollen an die Warzen (Verrucae), Feigwarzen (Kondylome) und Hämorrhoiden gemahnten, und das Kraut gemäß der Signaturenlehre als deren Heilmittel galt. Wegen ihres scharfen und bitteren Geschmacks und wegen ihrer Reizwirkung auf Haut und Schleimhäute wurde die Pflanze oft für giftig erachtet, und hat wohl deshalb keine Verwendung in der mittelalterliche Volksmedizin gefunden.

(s. Brot, Notbrot)

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