Schiffsmühlen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Schiffsmühlen (Flussmühlen). Eine Sonderform der unterschlächtigen Wassermühle stellen die Schiffsmühlen dar, deren Erfindung dem byzantinischen Heerführer Belisar zugeschrieben wird: dieser hatte während der Belagerung Roms durch die Goten (537), nachdem diese die künstlichen Wasserzuleitungen der römischen Mühlen unterbrochen hatten, Mühlen mit unterschlächtigem Rad auf verankerten Booten montieren und auf dem Tiber von der Strömung antreiben lassen. In die Zeit um 760 wird eine bei Gimbsheim (Kreis Alzey-Worms) gefundene Schiffsmühle datiert, bei welcher ein breites, walzenförmiges Wasserrad zwischen zwei kastenförmigen Schwimmkörpern (Prähmen) gelagert war und auf diesen je ein Mahlwerk antrieb. Weitere Schiffsmühlen auf dem Rhein sind vom 9. Jh. an nachgewiesen. Im 13. Jh. sollen vor Köln 36 Schiffsmühlen “upme rine hangent” im Betrieb gewesen sein; in Paris sollen über 60 Schiffsmühlen unter den Stadtbrücken gelegen haben. Schiffsmühlen fanden sich u.a. in Trier auf der Mosel (um 1000), in Minden/Westfalen auf der Weser (um 1200), in Meißen auf der Elbe (1227), in Bremen auf der Weser (1250), in Dirschau auf der Weichsel (1260) und auf dem Main bei Frankfurt. Sie waren auf Flussstrecken innerhalb oder nahe der Stadtbefestigung – und damit in Sicherheit – verankert und hatten durch ihre Positionierung im Hauptstromzug auch bei Niedrigwasser gute Mahlleistung. Sofern Flussmühlen unter den Bögen einer Brücke verankert waren, profitierten sie von der höheren Fließgeschwindigkeit zwischen den Brückenpfeilern. (Wohl als die letzte ihresgleichen wurde die Schiffsmühle von Ginsheim am Rhein 1929 stillgelegt.)

Nach spätantikem Vorbild gab es im Mittelalter zwei Typen von Schiffsmühlen: solche, bei denen sich zwischen zwei starr miteinander verbundenen Pontons ein breites Wellrad (“Walzenrad”) drehte und andere, bei denen beidseits des Schiffsrumpfes weniger breite Räder angebracht waren (“Radschiff-Mühlen”). Beim ersteren, dem “deutschen Typ” der Schiffsmühle, war auf dem breiteren der beiden Pontons, dem Hausschiff, das Mahlwerk untergebracht, während der kleinere Ponton, das Wellschiff, das Gegenlager der Welle trug. In jedem Fall war der Arbeitsbereich eingehaust und überdacht, um das Mahlwerk und das Mahlgut vor Regen und Schnee zu bewahren. Wo Schiffsmühlen ufernah vertäut werden konnten, gelangte man über Stege an Land und ersparte sich den lästigen Transport des Mahlguts mit Booten. Schiffsmühlen waren auf allen größeren Flüssen Europas in unterschidlichen, ortstypischen Formen anzutreffen und wurden nicht nur als Mahlmühlen, sondern auch als Werkmühlen verschiedener Art genutzt.

Mühlenschiffe waren manövrierbar, damit man sie bei Hochwasser, bei Eisgang oder bei der Talfahrt größer Floßverbände in Sicherheit bringen konnte.

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