Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Schrift (mhd. schrift, ahd. scrift; von lat. scriptum = Geschriebenes). Im Großreich Karls d. Gr. hatten sich regionale Sonderformen der spätantiken Schriftkultur ausgebildet, so z.B. die irisch-angelsächsische, die westgotische sowie die süditalienische und dalmatinische Schrift. Daneben war in den germanischen Ländern die Runenschrift verbreitet, die jedoch mehr Kult- als Gebrauchsschrift war. Karl sah es als dringliche Aufgabe an, heidnisches Kulturgut auszumerzen und eine überall lesbare, einheitliche Schrift einzuführen. Er entschied sich – vermutlich einem Rat des Alkuin von York folgend – für die bereinigte irisch-angelsächsische Halbunziale, die berühmte karolingische Minuskel, die fortan die Entwicklung der westeuropäischen Schrift bestimmte. Als Großbuchstaben wurde die Capitalis verwendet. Capitalis, Unziale, Minuskel und Textura waren sog. „gebaute“ Schriften, d.h. jeder Buchstabe wurde vom Schreiber in einer bestimmten Folge von Haar- oder Druckstrichen aufgebaut. Neben der kalligraphischen Schrift der Buchschreiber gab es die Kursivschrift (mlat. cursiva [littera] = laufende [Schrift]) für Aufzeichnungen des alltäglichen Bedarfs. Die Kursive war gekennzeichnet durch flüchtige, möglichst flüssige Schreibweise, durch Neigung zu Buchstabenverbindungen (Ligaturen) und ungleiche Höhe der Buchstaben.
Mit der Missionierung verbreitete sich eine einheitliche Schriftform in Form des lat. Alphabets, die nicht an sprachliche Grenzen gebunden war. Daneben gewannen Techniken wie Worttrennung, Interpunktion, Textgliederung und Seitengestaltung an Bedeutung.
(s. Abbreviatur; Alphabet; Capitalis; Glagoliza, Kyrillica (s. Slawenmission);Minuskel, karolingische; Minuskel, gotische; Notula; Runen; Schreiben; Schriftspiegel (s. Pergamentformat); Textura; Unziale)