Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Schröpfen (mhd. schrepfen, schreffen; auch stuwen, stuchen, stun, ventosen, vintosen; lat. scarificationem facere, per cucurbitulas sanguinem detrahere; wiss. Hämospasie). Wie beim Aderlass, wollte man auch beim Schröpfen dem Körper mit dem Blut üble Säfte entziehen. Schröpfen wie Aderlass waren Sache der Bader, Barbiere und Wundärzte. Beim „nassen Schröpfen“ wurden erhitzte Schröpfköpfe aus Horn (lat. cornua) auf angeschürften oder angeritzten (skarifizierten) Hautstellen luftdicht angesetzt. Beim Abkühlen entstand im Hohlraum der Schröpfköpfe ein Unterdruck, der bewirkte, dass das Blut durch die Haut ausgesogen wurde: wobei „das Schrepfen allein das Blut zeucht, so am äußersten am Fleisch und an der Haut steckt“. Beim „trockenen Schröpfen“ (mit „cucurbitis siccis“, „ventosae“, mhd. „vintusen“ aus Glas oder Metall) entstand in der unverletzten Haut eine örtliche Hyperämie.
Für die Schröpfstellen gab es seit dem 13. Jh. bildliche Darstellungen nach der Art der Aderlassmännchen (für das Nass-Schröpfen) bzw. nach der Art der Brennstellen-Schemata (für das Trocken-Schröpfen). Schröpfstellentabellen erschienen seit Beginn des 14. Jh., waren sowohl in Latein wie in Volksprachen abgefasst und für Bader und für Wundärzte bestimmt.
Hildegard v. Bingen weiß: „Wessen Augen anfangen, durch schlechte Säfte trüb zu werden oder geschwürig sind …, soll hinter den Ohren und am Genick mit Schröpfhörnern oder Schröpfköpfen vorsichtig Blut entziehen lassen und dies drei- oder viermal im Jahr tun …“
Aus einer Wiener Handschrift von 1474 (Zit. nach Gerhard Jaritz): „Derwelt täg auff der ader und mit (Schröpf-) köppffen ze lassen nach waren lauff der planeten … den jungen in aufnemunden und den alten in abnemunden man (Mond) füeglich ze lassen: Jenner: Phincztag (Donnerstag) vor Anthony an der scham, Freytag und sambstag vor Anthony an dy diech (Oberschenkel), An sant Vinczenczen tag und suntag darnach an das hawbt, Suntag vor liechtmessen an dy lungader.“
(zum Schröpfen bei der Behandlung der Pest s. unter Regimen pestilentiae)