Sequenz

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Sequenz (Mus.; lat. sequentia = Folge). Die “Sequenz” stellte eine Neudichtung des 9. Jh. zum traditionellen Repertoire des Gregorianischen Chorals dar. Sie entstand aus der Textierung des melismatisch gesungenen Schlussvokals a des Helleluja. Sie war ursprünglich als Lernhilfe gedacht, um die melismatischen Wendungen der Choralmelodie (cantus) besser im Gedächtnis behalten zu können. Text- und Melodieformen zeigten eine Vielfalt orts- und zeitgebundener Richtungen. Der Form nach bestand sie aus freiem Eingang und freiem Schluss und dazwischenliegenden (anfänglich ungleichen, im 13. Jh. überwiegend gleichen) Reimpaaren: x – aa – bb – cc – dd – ….. – y. Der einleitende und der beschließende Teil wurde vom ganzen Chor vorgetragen, die mittlere Partie wechselweise von Halbchören. Hauptvertreter waren für die “klassische” Sequenz: Notker Balbulus (gest. 912), Wipo v. Burgund (gest. nach 1048), Benno von Reichenau (gest. 1048), Hermannus Contractus (1013 – 1054); für die Reimsequenz: Adam v. St.-Victor (gest. 1192); für die Strophensequenz: Thomas von Celano (gest. um 1250), Thomas von Aquin (gest. 1274), Jacopone da Todi (gest. 1306). Im 13. Jh. war der Bestand der Sequenzen auf über 5.000 angewachsen. Lateinkundige Fahrende, seien es geistliche Vaganten oder weltliche Spielleute gewesen, verwendeten die Form der Sequenz für aktuelle politische oder historische Stoffe. Diese Art der Dichtung, die man modi (Weisen) nannte, sind in den Carminis Cantabrigensiis gesammelt.

Als Beispiel die ersten beiden Halbstrophen der Sequenz von Notker Balbulus auf Mariä Reinigung mit einer “rhytmisch getreuen dt. Übersetzung” (Paul Kletler):

Concentu parili

hic te, Maria

veneratur populus

teque piis colit cordibus.

Generosi Abraham

tu filia

veneranda, regia

de Davidis stirpe genita.

Mit lautem Gemeingesang

ehret, Maria

Dich das Volk einmütiglich,

feiert Dich aus frommem Innersten.

Des großmütigen Abrahams

Ehrenwürdige

Tochter, die Du königlich

Davids Königshaus entstammet bist.

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