Siebenschläfer

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Siebenschläfer (mhd. waltratte, waltratz, bilch, lat. glis, wiss. Glis glis). Der Name rührt von dem etwa sieben Monate dauernden Winterschlaf des Tieres oder von den sieben christl. Jünglingen von Ephesos, die 195 Jahre in eine Höhle eingemauert überlebt hatten. Er bezeichnet ein Säugetier aus der Familie der Nager, der Größe nach einer Maus, der Gestalt nach einem Eichhörnchen ähnlich. Typisch sind die Lebensweise als nachtaktives Baumtier, seine großen, auf das Dunkelsehen abgestimmten Augen, sein buschiger Schweif, seine Kletterkunst, der lange Winterschlaf (etwa September bis Mai) und seine an Laub- und Mischwälder angepasste Nahrung, die ihm erlaubt, sich Winterspeck anzufressen (Nüsse, Eicheln, Bucheckern, Kastanien, Beeren, Samen, Wildobst, Pilze, Insekten, Vogeleier). Wenn sie in schlechten Mastjahren zu wenig von dem gewohnten Futter finden, wechseln die Bilche in Obst- und Weingärten oder dringen in Wohn- und Lagergebäude ein und richten dort große Schäden an.

Von den Römern als Leckerbissen geschätzt, wurde das Tier in Gehegen (gliaria) gezüchtet und in Einzelhaltung zur Schlachtreife gemästet. Seit dem Spätmittelalter ist das Tier auch in unseren Breiten als Wildfang (in Lebendfallen) und Fleischlieferant bezeugt; sein Fleisch galt wegen seiner Zartheit und des angenehmen Beigeschmacks nach Nüssen und Mandeln als Delikatesse; sein Fett wurde zum Braten und als Arzneimittel, sein dichtes, weiches Fell in der Kürschnerei genutzt.

Die Redewendung “schlafen wie ein Ratz” und das Verb “ratzen” (= tief schlafen) kommen von dem Namen Waldratte, mit dem das Tier von dem Naturkundigen Konrad von Megenberg (14. Jh.) bezeichnet wurde.

Der Gedenktag der Sieben Schläfer (mhd. siben slafaere) ist der 27. Juni, der Tag ihrer Erlösung aus dem Höhlengefängnis. Wie sich das Wetter an diesem Tag zeigt, so wird es sieben Tage oder sieben Wochen lang bleiben.

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