Silber

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Silber (mhd.; ahd. sil[a]bar; lat. argentum). Weißglänzendes, leicht zu bearbeitendes, korrosionsbeständiges Metall, das vom Altertum her zur Herstellung von hochwertigem Metallgerät und Schmuck, sowie zum Schlagen von Geldmünzen Verwendung fand. Im Frühmittelalter wurden silberhaltige Erze in den Vogesen (bei Markirch) abgebaut, seit dem 10. Jh. im Harz (Rammelsberg) und in Sachsen (Mittweida, Frankenberg), im 11. Jh. in Böhmen (Kuttenberg), im 12. Jh. im sächs. Erzgebirge (Freiberg), später in Schneeberg, St. Joachimsthal, in Franken (Kupferberg), in Schlesien, Ungarn und Mähren. Reiche Silbervorkommen gab es auch in Südwestengland, in Mittelitalien (bei Massa Marittima), im frz. Zentralmasssiv, in Siebenbürgen, Bosnien, Serbien und im grch. Laurion. Im 14. Jh. kam es zu einem Rückgang der Förderung silberhaltiger und anderer metallhaltiger Erze. Dazu dürfte neben der allgemeinen Depression auch die Tatsache beigetragen haben, dass der Bergbau nach Erschöpfung oberflächennaher Lager in immer größere Tiefen vordringen musste, was neben höheren Kosten enorme Probleme bei der Wasserlösung brachte. Von umso größerer Bedeutung wurden die ergiebigen Kupfer- und Silbererzminen am Falkenstein bei Schwaz im Inntal, die seit 1420 von sächsischen und böhmischen Bergleuten ausgebeutet wurden. Noch im 15. Jh. wuchs Schwaz aufgrund des Bergbaus auf 20.000 Einwohner an und wurde zur zweitgrößten Stadt (nach Wien) im Habsburger Reich.

Soweit Silber in gediegener Form gefunden wurde, konnte es durch einfaches Schmelzen dargestellt werden. Häufiger war es mit anderen Metallen vergesellschaftet, und musste mit verschiedenen Zusätzen (Zink, Blei) raffiniert werden. Da reines Silber zu geringe Härte hatte, wurde es vor der Verarbeitung mit Kupfer legiert. Der Feingehalt wurde in der Karolingerzeit auf 1,24 gr. je Denar festgelegt und vom 11. Jh. an nach der Kölnischen Mark bemessen, auf die 16 Lot zu je 18 Gran gingen. Zur Verarbeitung wurde im Mittelalter üblicherweise 15-lötiges Silber verwendet.

Um den Feingehalt legierten Silbers festzustellen, bediente man sich vom Frühmittelalter an der – schon Griechen und Römern bekannten – Strichmethode. Diese bestand darin, dass man mit dem zu prüfenden Silber über einen schwarzen, nicht zu glatten Stein (etwa Kieselschiefer) strich, wobei auf diesem ein Strich von bestimmter Färbung hinterblieb. Die Färbung des Strichs wurde mit einem Satz kleiner Silberstäbchen verglichen, die in der Skala der Lötigkeit von 1 Lot zu 1 Lot oder 1/2 Lot zu 1/2 Lot legiert waren. Ein 13-lötiges Silber entsprach demnach in der Farbe des Strichs derjenigen des 13-lötigen Stäbchens. Eine zweite Methode bestand darin, dass eine abgewogene Probe Silbers in einem kleinen Tiegel (Kupelle) zusammen mit Blei geschmolzen wurde. Das beigegebene Kupfer verband sich mit der Bleiglätte (PbO) und setzte sich ab. Das übrig gebliebene Reinsilber wurde wiederum gewogen und aus der Differenz der beiden Wiegungen erschloss man die Menge des beigegebenen Kupfers. Die Messungen nahmen zünftische Beschaumeister vor, die in den Meisterwerkstätten ohne Voranmeldung Proben zogen. Da die Silberprobe mit einem Stechwerkzeug (mhd. stechel, stickel) entnommen wurde, wurde der Vorgang “Stichprobe” genannt. Entsprach der gemessene Feingehalt dem von der Zunft festgesetzten, schlug der Beschaumeister seinen Stempel (Punze) in das fertige Werkstück. Darauf musste noch der Silberschmied sein eigenes Zeichen einschlagen. Hohe Strafen standen auf Nichteinhaltung des vorgeschriebenen Feingehalts oder auf den Verkauf nicht beschauter Stücke.

Nach Hildegard v. Bingen ist Silber “kalt”, wie schon der kalte Glanz des Metalls verrät. Sie verordnet gegen überschießende Säfte (superfluos humores) einen Trank von Wein, in den durch Erhitztes geläutertes Silber mehrmals eingetaucht worden ist; der Trank sei auf nüchternen Magen und nächtens einzunehmen. Die Wirkung beruhe darauf, dass die Kälte des Silbers zusammen mit der Hitze des Feuers und der Wärme des Weins die Verdorbenheit der Säfte (humidos humores) beseitige.

Konrad von Megenberg folgt Matthaeus Platearius wenn er schreibt: “wenn man ez (das Silber) pulvert und mischt mit edlen salben, so hilft ez wider die zaehen fäuhten in dem leib, diu flegma haizt … sein schaum haizt scoria und ist für daz kratzen guot und für den roten fluz aus den afteradern.” (Zit. nach Peter Riethe)

Die Alchimisten ordneten Silber seiner blassen Farbe wegen dem Monde zu, von dessen Schein seine Kraft stetig aufgeladen werde. – Analog zum “Großen Werk”, mittels dessen Gold aus unedlen Metallen dargestellt wurde, stellte man im “Kleinen Werk” Silber her. – In der kabbalistischen Symbolik war nicht Gold, sondern Silber die Verkörperung der Vollkommenheit; möglicherweise aufgrund eines alten Mond- oder Muttergottes jüdischer Religion.

Im mittelalterliche Aberglauben hatte Silber, noch mehr als andere Metalle, die Kraft, Dämonen- und Hexenzauber sowie Krankheiten abzuwehren. Von daher galten silberne Amulette als besonders wirkkräftig.

(s. Geld, Gold- und Silberschmied, Metallurgie, Seifen (geolog.))

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