Spilwip

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

spilwip (mhd. auch spilmennin; mlat. joculatrix, jongleresse). Zusammen mit ihren männlichen Kollegen oder alleine zogen ® Spielleute weiblichen Geschlechts über Land, traten bei höfischen Festen auf oder bei Lustbarkeiten des Volkes in Stadt und Land. Jongleresses produzierten sich als Tänzerinnen, Schauspielerinnen, Akrobatinnen, Sängerinnen und Musikantinnen und setzten dabei auch auf die Anziehungskraft ihrer körperlichen Reize. Waren den klerikalen Eiferern schon Spielleute verhasst, um wieviel mehr mussten sie die von Natur her sündhaften Frauen in dieser Rolle hassen (s. Frauenfeindlichkeit). Ebenso wie die professionellen Unterhalterinnen wurden Frauen und Töchter der Spielleute verächtlich gemacht, auch wenn sie nur als Statistinnen und als Randfiguren auftraten.

Das spilwip wurde mit der Königstochter Salome in eins gesetzt, die als Lohn für ihren lasziven Tanz das Haupt des Johannes Baptista gefordert hatte. Das Motiv der verführerischen Tänzerin, die sich zur Begleitmusik der Dämonen in unnatürlichen Verrenkungen windet, erscheint häufig in mittelalterliche Malerei und Plastik.

“Meretrices est histrione” (Huren und Schauspieler) war ein Begriffspaar, das schon der Hl. Augustinus verwandt hatte und das in den Tiraden späterer Moralprediger als Stereotyp erscheint. Spilwip und Hure setzten ihren Körper auf sündhafte Weise zum Gelderwerb ein, sie seien Agenten des Satans, in dessen Fänge sie durch ihre Verführungskunst Jünglinge und Männer lockten, während sie durch ihr schlechtes Vorbild Mädchen und Frauen vom Pfad der Tugend abbrachten.

Wenn auch die Hasstiraden der leib-, lust- und frauenfeindlichen Prediger eher den Psychopathologen als den Historiker angehen, so enthalten sie doch insofern Wahres, als die Jongleresses zum einen sehr wohl die erotische Körpersprache beherrschten und animierend einsetzten, zum anderen sich aus Gründen des Selbstschutzes fallweise einem “Beschützer” hingaben und zum Dritten sich als unbehauste und herrenlose Fahrende den gültigen Normen entzogen und sich außerhalb der Ständegesellschaft stellten.

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