Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Stralsund. An der “Strelasund” genannten Meerenge zwischen dem Festland und der Insel Rügen entstand um 1200 auf Initiative Jaromars I., des wendischen Fürsten von Rügen, neben dem slaw. Fischerdorf Stralow eine dt. Ansiedlung, in welcher sich Bauern und Kaufleute aus Flandern, Braunschweig und Westfalen niederließen. 1234 erhielt die Siedlung, die den Namen des wendischen Dorfes Stralow angenommen hatte, von Fürst Wizlaw I. v. Rügen Stadtrecht nach dem Vorbild Rostocks. Die geschützte Lage der Stadt, zwischen Strelasund auf der einen sowie Sümpfen und Teichen auf der anderen Seite, stellte einen vorzüglichen Schutz gegen feindl. Angriffe dar. Zusätzlich wurde 1249 – sofort nach einem Überfall durch Lübecker Schiffe – mit dem Bau einer festen Stadtmauer begonnen. Zum Schutz gegen die Begehrlichkeit äußerer Mächte (Dänemark, Schweden, Holland) schloss sich Stralsund mit Lübeck, Wismar, Rostock und Greifswald 1278 zu einem Städtebund zusammen. 1293 trat die Stadt der Hanse bei und wurde durch Schiffbau und Fernhandel zu einer der einflussreichsten Hansestädte an der dt. Ostseeküste. 1325 kam die Stadt nach dem Aussterben des Fürstenhauses von Rügen unter die Herrschaft der Herzöge von Pommern, 1361 schloss sie sich dem Krieg der Hanse gegen Dänemark an, an dessen Ende im Frieden von Stralsund (1370) die polit. und wirtschaftl. Vormachtstellung der Hanse im Ostseeraum festgeschrieben wurde. Mit dem Niedergang der Hanse am Ende des 15. Jh. ging auch die Bedeutung der Stadt Stralsund zurück.
Die mittelalterliche Bauten der Stadt sind durch den Stil der Backsteingotik geprägt: die Nikolaikirche (dem Schutzheiligen der Fischer geweiht; im 13./14. Jh. über zwei Vorgängerkirchen als dreischiffige Halle mit Kapellenkranz, Chorumgang und Langhausseitenkapellen erbaut); die Marienkirche (14./15. Jh.; Halle mit dreischiffigem Querbau, Chorumgang und mächtigem Westturm, unter Benutzung eines abgebrochenen Vorgängerbaus errichtet); die Jakobikirche (13.-15. Jh.; Halle mit hohem Westturm); das Rathaus (13.-15. Jh.; prächtige Blendfassade) sowie Klöster, Bürgerhäuser und Reste der Stadtbefestigung. Die gotischen Bürgerhäuser waren mit Kontor, Lagerräumen und Warenaufzügen den Bedürfnissen einer Kaufmannsfirma angepasst. Erhalten sind auch große Teile der Befestigingsanlagen (Mauern, Wehrgänge, Türme, Tore, Wiekhäuser).