Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Stricker (Der Stricker, mhd. der Strickaere = Strickmacher, Seiler; erste Hälfte d. 13. Jh.). Mhd., urkundl. nicht belegter fahrender Dichter. Sein in eigenen Werken und bei Rudolf von Ems genannter Name kann Pseudonym oder Eigenname sein. Der Sprache nach stammt er aus rheinfränk. Gebiet, einige Textstellen lassen auf einen zeitweiligen Aufenthalt in Franken und Österreich schließen. Aufgrund seiner Dichtung erweist sich der Stricker als von scharfem Geist, als hochgebildet auf sprachlichem, literarischem, juristischem und theologischem Terrain.
Er verfasste ca. 165 Reimpaardichtungen, die im Umfang von acht bis 1.172 Versen variieren. Daneben schrieb er schwankhafte Mären, die z.T. im dem Zyklus „Amis der Pfaffe“, eines frühen Vorläufers von Till Eulenspiegel zusammengefasst sind. (Der geistreiche, gebildete, ebenso reiche wie freigebige Amis wird von einem neidischen, unwissenden Bischof ins Kreuzverhör genommen und deckt mit seinen pfiffigen Antworten die Schwächen und Laster des Klerus auf. Drauf begibt er sich auf eine schelmisch-abenteuerliche Wanderfahrt, während der er die Leichtgläubigkeit und Dummheit der Leute aller Stände vorführt und ausnützt.)
Seine Bispel wurzeln in der Predigttradition und bestehen aus erzählendem Bild- und erörterndem Auslegungsteil. In dieser Gattung verbindet er geistliche Belehrung und gesellschaftl. Satire. Seine lehrhaften Spruchreden behandeln u.a. Bußsakrament, Gnadenlehre, Ritterehre, Morallehre und Ständelehre. In seinen Mären geißelt er die gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit („Der nackte Ritter“, „Der kluge Knecht“, „Der Gevatterin Rat“, „Die drei Wünsche“). Sein Talent als Epiker erweist sich in den Versromanen „Karl der Große“ (12.206 Verse; nach dem Vorbild des Rolandslieds des Pfaffen Konrad) und dem Artusroman „Daniel vom blühenden Tal“ (8.483 Verse; die Geschichte um den Ritter Daniel, seine Aufnahme in die Artusrunde und seine Abenteuer).
In seinem Schwank „Von Edelsteinen“ verspottet er den Glauben seiner Zeitgenossen an die magischen und heilenden Kräfte der Steine: „swaz ich maere han vernomen / von der tugent der steine / der gloube ich harte chleine“. Besonders hart ist seine Kritik an Dichtern, die die Wunderkräfte der Steine besingen: sie möchte er für ihren Betrug am liebsten aufgehängt sehen.
Unter Strickers Namen sind auch Texte anderer Autoren erschienen (sog. „Strickeriana“); seine Autorschaft kann oft nur durch sprachliche und stilistische Merkmale sowie aus der Zuordnung von Handschriften erschlossen werden.