Symbol

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Symbol (v. grch. symbolon = Zeichen [eigtl. = Zusammengefügtes, nach den zu einem Ganzen zusammengefügten Teilstücken eines Erkennungszeichens]; mhd. gediutnisse, zeichen; lat. signum, imago) Ein mit den Sinnen wahrnehmbares Bild – ein Sinn-Bild -, das für etwas mit den Sinnen nicht Wahrnehmbares, aber die eigentliche Realität Repräsentierendes steht. (So versinnbildlicht beispielsweise ein Kreis die Ewigkeit.) Die Allegorie ist nicht eindeutig von der Symbolik abzugrenzen, sie verwendet jedoch stets Personifikationen samt kennzeichnenden Attributen für abstrakte Begriffe. Im Mittelalter wurde nicht zwischen Allegorik und Symbolik unterschieden.

Die mittelalterliche Weltsicht war zutiefst von der Überzeugung durchdrungen, dass alle Dinge und Wesen der Schöpfung sinnbildhaft für eine tiefere Bedeutung stünden. (Der schottische Mystiker Richard von St.Victor [? – 1173]: “Habent corpora omnia ad invisibilia bona similitudinem” [Alle Körper haben eine Ähnlichkeit mit einem unsichtbaren Gut]). Dinge sind nicht, was sie zu sein scheinen: sie sind Zeichen für etwas anderes. So entspräche dem geschaffenen, natürlichen Universum ein unsichtbares, übernatürliches Universum, das in Symbolen und Allegorien aufscheint. Auch Texte, wie etwa die Bibel, sagen stets etwas anderes, als sie zu sagen scheinen: Aliud dicitur, aliud demonstratur. So war es ein Hauptanliegen der mittelalterliche Theologie, abstrakte Glaubenswahrheiten symbolhaft sichtbar zu machen. “Unmöglich nämlich ist es, Nicht-Sichtbares zu demonstrieren, wenn nicht durch etwas Sichtbares. Und deshalb bedarf alle Theologie des Gebrauchs sichtbarer Veranschaulichungen, um das Nicht-Sichtbare zu offenbaren.” (Hugo von St. Viktor). In der symbolhaften Darstellung des Mittelalter (symbolica demonstratio) verbanden sich intellektuele Erkenntnis (ingenium) und Gedächtnisschulung (memoria).

In Religion, Kunst, Wissenschaft und alltäglichem Leben wurden Sinngehalte je nach Interessenslage verdeutlichend oder verhüllend dargestellt durch geometrische Figuren (Kreis, Dreieck etc.), Buchstaben, Farben, Zahlen, Tiere, Pflanzen, künstliche Objekte (Krone, Schwert, Stab etc.) und natürliche Objekte (Wasser, Edelsteine, Himmelskörper etc.). – Anschließend einige wenige Beispiele aus der vielfältigen Symbolik des MA.

Adler. Als Sinnbild siegreicher Stärke soll der Adler nach röm. Vorbild von Karl d.Gr. zum Reichssymbol erhoben worden sein. Als heraldisches Wappentier erfreute er sich im Mittelalter großer Beliebtheit. Dem Evangelisten Johannes wurde das Adlersymbol zugeordnet, weil man seine Jugend mit der sagenhaften Wiederverjüngung des Adlers verglich (der, nachdem er auf seinem Höhenflug von der Sonne versengt worden war, in einen Jungbrunnen stürzte und sich mit erneuerten Kräften wieder emporhob). In der christl. Symbolik steht der Adler für die Auferstehung Christi und für die Wiedergeburt durch die Taufe.

Apfel. Symbol der Liebe (Minneapfel) und des Sündenfalls (Frucht vom Baum der Erkenntnis; Eva mit dem Apfel), aber auch der Weltherrschaft (Jesuskind mit dem Apfel; Reichsapfel).

Arma Christi (Geräte [der Passion] Christi). Der andächtigen Versenkung in das Leiden Christi dienten bildliche Darstellungen in Gebetbüchern und auf Altartafeln, welche die Marterwerkzeuge (Geißel, Dornenkrone, Kreuz, Nägel, Essigschwamm, Lanze) und andere Gegenstände darstellen, die in Bezug zur Leidensgeschichte stehen. Ein Hahn symbolisiert den Verrat Petri, Hand und Fuß stehen für die Backenstreiche und Fausthiebe, die Christus ertragen musste, Würfel versinnbildlichen den Schacher um Christi Gewand und eine Leiter die Kreuzabnahme.

Herz. Der Sitz des Lebens und des Empfindens galt Zeichen der Gottesliebe, der Tapferkeit und der Erotik.

Hirt. Ihren religiösen Symbolgehalt hat die Figur des Hirten in der Zeit des halbnomadischen Judentums bekommen. Der “gute Hirte” ist nicht irgendein bezahlter Herdentreiber, sondern der Betreuer seiner Herde, der für jedes einzelne seiner Tiere sein Leben einsetzen würde. Das Bild des guten Hirten, ein Lamm (Kalb) auf den Schultern tragend, ist ein häufiges Motiv mittelalterliche Kunst.

Kelter. Die “mystische Kelter”, in der dem Erlöser unter dem Druck von Kreuzesbalken und Spindel das Blut aus den Wunden gepresst wird, wurde mit dem Bild des Jungbrunnens, des Brunnens des Lebens verknüpft.

Labyrinth. Auf den Fußböden vieler mittelalterliche Kirchen waren Mosaiken konzentrischer Labyrinthe eingelassen, deren verschlungenen Pfaden der Gläubige, wie durch die Irrwege des menschl. Lebens, bis zum himmlischen Jerusalem, dem Ziel in der Mitte, folgen konnte.

Mandorla. Christus oder Maria wurden im Mittelalter häufig als von einem mandelförmigen Lichtschein umgeben dargestellt. Die Mandelform versinnbildlicht den in der unscheinbaren Hülle verborgenen wesentlichen Kern, entsprechend der göttlichen Natur Jesu in menschlicher Gestalt bzw. der göttl. Leibesfrucht Mariens.

Merkur. Zusammen mit Sonne, Venus und Jupiter einer der als “positiv” erachteten Himmelskörper. Unter seinem Regiment stehen Kaufleute, Gelehrte, Handwerker und Künstler, aber auch Gauner und Diebe.

Mühle. In der “Mystischen Mühle” wird der Weizen, den Gott dem Judentum durch das AT hatte zukommen lassen, zu Mehl, Brot oder Hostien der neutestamentl. Wahrheit aufbereitet. Auf manchen mittelalterliche Darstellungen wird der Leib Christi selbst in der eucharistischen Mühle für das Brot des Lebens gemahlen.

Rad. Das Rad symbolisiert Kreisläufe, Wiederbeginn, Erneuerung. Im Zentrum, um welches das Rad (die Heilsgeschichte) kreist, wird häufig Christus abgebildet. Profane Darstellungen des Schicksalsrades zeigen, am Radumfang auf- oder abbewegt, die Zustände des künftigen, des jetzigen und des gewesenen Menschenschicksals (s. Glücksrad).

Ring. Symbol der Ewigkeit.

Salz galt als Symbolon von Feuer und Wasser. Als Apotropäum, wurde es von den Dämonen gefürchtet. Daher gab man Neugeborenen Salz in den Mund oder rieb sie mit Salzwasser ab.

Schlüssel. Die Fähigkeit des Schlüssels, zu öffnen und zu schließen, wird auf die Gewalt Petri bezogen, zu binden und zu lösen. Dementsprechend wurde der Apostelfürst durch das Zeichen des Doppelschlüssels kenntlich gemacht.

Taube. Die Taube symbolisierte göttl. Hilfe, später auch den Heiligen Geist. Eine Taube brachte Noah den grünenden Ölzweig, um das Ende der Sintflut zu verkünden. In Märtyrerlegenden verlassen die Seelen der gottgefällig gestorbenen in Taubengestalt den Körper. Als Attribut der Evangelisten verkörpert sie die Inspiration durch den Hl. Geist. Bei der Verkündigung an Maria erscheint der Hl. Geist als Taube.

Wasser. Das Element der Reinigung schlechthin. Hat außer der lustrativen Kraft bei religiösen Waschungen und Besprengungen (Taufwasser, Weihwasser; “etwas scheuen wie der Teufel das Weihwasser”) belebende und heilende Wirkung, die in der Heilkunde und bei magischen Praktiken einbezogen wird. Im Volksglauben vertraut man auf die apotropäische Kraft des Wassers: die unreinen Dämonen fliehen das sauber Gewaschene.

Weinstock. Im Bild des Weinstocks scheint der Archetypus des Lebensbaumes auf. So bezeichnete sich Jesus als den Weinstock, die Jünger als die Rebzweige (Joh. 15,1-8). Oftmals verschmelzen Kreuzesholz und Weinstock sinnträchtig. Die Weinernte wird häufig als Endgericht gedeutet.

(s. Buchstabensymbolik, chemische Symbolsprache, Dingbedeutsamkeit; Edelsteine, symbolische Bedeutung der; Ewigkeit, Farbensymbolik, Gebärdensymbolik, geometrische Figuren, Labyrinth, Lichtsymbolik, Pflanzensymbolik, Rechtssymbolik, rechts und links, Richtungssymbolik, Stab, Tiersymbolik, Zahlensymbolik)

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