Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Tätowierung (neuzeitl. v. polynes. tattau = Zeichen auf der Haut; mhd. mal, zeichen). Menschen aller Kulturkreise kannten seit alters die dauerhafte Hautzeichnung und nutzten sie in vielerlei Zwecksetzung. In ägyptischen Grabmälern aus dem 4. Jahrtausend wurden Tätowierungsinstrumente gefunden und ägypt. Mumien weisen – wohl kultische – Tätowierungen auf. Europäern war die Technik des Tätowierens schon in der späten Steinzeit vertraut, wie uns die ca. 5.400 Jahre alte Mumie des „Ötzi“ verrät; dessen mehr als 40 Tätowierungen sollen therapeutischen Zwecken gedient haben. Aus der Spätantike stammen röm. Berichte von furchterregend tätowierten Kriegern der Pikten und Schotten. (Bei Pikten sind Tätowierungen bis ins 8. Jh. bezeugt.) Im christlichen Mittelalter waren es dann hauptsächlich fromme Pilgersleute, die sich Glaubensymbole (meist ein Kreuz, ein Fisch oder das Christusmonogramm) auf Hände oder Unterarme tätowieren ließen, gleichsam als Ausweis ihrer Frömmigkeit. Dieser Brauch, durch zeitgenössische Chronisten eher kritisch erwähnt, musste Betrüger zur Nachahmung reizen, um sich geldwerte Vorteile zu erschwindeln, wie sie Pilgern üblicherweise gewährt wurden, etwa bei Fähr- und Brückenzöllen oder bei der Beherbergung. Eintätowierte religiöse Zeichen (signa religionis) galten auch als Abwehrmittel gegen böse Geister. Durch Diffamierung seitens der Kirche kamen Tätowierungen bis zum Spätmittelalter außer Gebrauch; kirchl. Gelehrte empfanden die Hautzeichnungen als heidnisch, da ein wahrer Christ den von Gott geschaffenen Körper nicht verunstalte. – Die Technik des Tätowierens bestand darin, dass blau-schwarzer Farbstoff aus Färberwaid, mineralische Farbpigmente oder Holzkohlestaub in fein gestichelte Hautzeichnungen eingerieben wurde. Als Punktierwerkzeuge dienten Dornen, zugespitzte Tierknochen oder Metallnadeln.