Theater

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Theater (lat. theatrum = Ort des Schauspiels; von grch. theastai = anschauen). Das europäische Bühnendrama der Neuzeit hat seine Wurzeln nicht im Drama der grch. und röm. Antike, dessen Tradition mit dem Zusammenbruch des röm. Reiches geschwächt und durch die massive Polemik der Kirchenväter und Konzilien gänzlich abgerissen war, sondern entstammt im wesentlichen der mittelalterliche Liturgie. (Aus der Zeit des antiken Theaters kamen, als schwacher Nachklang, nur vagierende Joculatoren, Pantomimen und Histrionen herüber in das frühe Mittelalter Sie wurden Teil des mittelalterliche Lebens und beeinflussten später die Entwicklung des weltl. Spiels.)

Im Früh- und Hochmittelalter kamen Kirchenraumspiele auf, welche die “theatralische Verbildlichung” des liturgischen Geschehens, “eine Befestigung des Glaubens von ungelehrten Personen aus dem Volk und von Neubekehrten” durch die agierenden Kleriker bezweckten. Im Hochmittelalter etablierte sich die Praxis, durch einen als Scheitelring ausgebildeten Schlussstein im Gewölbe des Kirchenschiffs eine Figur (“imago”) Christi, eines Engels oder der Taube auf- oder niederschweben zu lassen.

Weihnacht, das Fest der Geburt und der Freude, und Ostern, das Fest des Todes und der Auferstehung, forderten geradezu heraus zu einer volkstümlichen und bildhaften Dramaturgie. Das Schaubedürfnis des Volkes sollte befriedigt und gleichzeitig die Veständnisschwelle der lat. Sprache optisch überwunden werden.

Dem gläubigen Publikum standen auf der erhöhten Bühne des Altarraums die Kleriker als Darsteller der spectacula christiania gegenüber. Von Bischof Ethelwold von Winchester stammt die wohl älteste Spielanleitung für derlei Klerikertheater, die “Regularis Concordia” (965 -975). Sie enthält szenische Anweisungen und solche für Kostüme und Requisiten. Bei verschiedenen Kirchenraumspielen wurde das Publikum mit in die Handlung einbezogen. Nach dem Aufblühen der Städte im 11./12. Jh. rekrutierten sich Spieler und Spielleiter aus der Bürgerschaft. Es bildeten sich Bruderschaften, die sich die Ausrüstung und Finanzierung religiöser Spiele zur Aufgabe machten. Die Spiele traten aus dem Innenraum der Kirche auf den Kirch- oder Marktplatz hinaus. Ein Säkularisierungsprozess begann, während dessen das klerikale Latein durch die Muttersprache ersetzt und der religiöse Stoff immer mehr von Menschlich-Allzumenschlichem durchdrungen wurde. Biblische oder legendenhafte Stücke wurden publikumswirksam und alltagsnah überformt, die allgemeine Lebensangst und Todesfurcht der Menschen des Mittelalter wurde in den Spielen beschworen und löste sich vielfach in befreiendem Gelächter über Persiflagen und komische Darstellungen.

Auch bei dem Marktplatz-Spiel, bei dem die Bühne von allen Seiten vom Publikum umgeben war, und bei den Fasnachtspielen wurde der Dialog zwischen Akteuren und Zuschauern gesucht, wurden die Zuschauer in das Spielgeschehen mit einbezogen. Die Spiele wurden im weiteren zu einem wesentlichen Teil des städtischen Selbstverständnisses, auch der Repräsentation eines selbstbewussten Bürgertums. (In ständekritischen Schwänken stellte sich das Stadtbürgertum sowohl dem im Abschwung begriffenen Adel als auch dem verachteten Bauernstand gegenüber als überlegen dar. Benachbarte Städte suchten einander in Ausstattung und Umfang der Spiele zu übertreffen, um auf diese Weise die Leistungsfähigkeit ihres Gemeinwesens zu demonstrieren.)

(s. Beifall, Bühne (Theat.), Bühnendekoration, Bühnentechnik, geistliches Spiel, Gebärden (Theat.), Histrio, Joculator, Kostüme (Theat.), Marionettenspiel, musikalische Begleitung, Pantomime s. mimus, Publikum, Requisiten (Theat.), Schauspieler, Spielleute, Verordnungen betr. Theater, weltliches Spiel, Zuschauerplätze)

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