Thomasin von Zerclaere

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Thomasin von Zerclaere (Zirclaria, = Cerchiari in Friaul; um 1186 – 1235). Thomasin stammte aus der norditalienischen Ministerialenfamilie der Cerclaria, die dem Stadtpatriziat von Cividale angehörte. Er wurde an kleinen Fürstenhöfen erzogen und erwarb sich danach gelehrte Bildung. Dank seiner Gelehrsamkeit und seiner höfischen Bildung verkehrte er am Hof des Patriarchen von Aquilea, unter dem er Domherr wurde. Besagter Patriarch – Wolfger von Ellenbrechtskirchen – war auch ein Gönner Walthers v. d. Vogelweide.

Um 1215/16 erschien von Thomasin “Der Waelsche Gast”, ein Lehrgedicht zu höfischem Verhalten (“schoeniu hovezuht”), ritterlichen Tugenden (“staete, maze, milte, reht”) und zur Moralphilosophie (“tugent unde sin”) in deutscher Sprache (s. Hofzuchten). Bemerkenswert, dass Thomasin als Kleriker nicht lateinisch, noch mehr, dass er als Italiener in einem bairisch-österreichischen Mittelhochdeutsch schrieb: die fast 15.000 Verse in zehn Büchern sind an die deutschsprachige Führungsschicht der Ostalpen gerichtet, der er noch am ehesten zutraute, den Verfall von christlicher Moral und höfischer Sitte abwenden zu können. Da Thomasin wusste, dass die Angesprochenen auch einfache Texte in der Muttersprache würden kaum lesen können, illustrierte er die Schrift mit etwa 120 Zeichnungen. So erleichterte er das Textverständnis auch den weniger Lesekundigen. Am Anfang stehen die Zeilen:

tiusche lant, enphahe wol, als ein guot husfrouwe sol,

disen dinen welschen gast, der din ere minnet vast.

(Deutsches Land, empfange wohl, wie eine gute Herrin soll,

diesen deinen welschen Gast, der dein Ansehen so hoch schätzt.)

Aufgrund seiner pro-pästlichen Einstellung eiferte Thomasin gegen den Papstkritiker Walther von der Vogelweide: “er hat tusent man betoeret, daz sie habent überhoeret gotes und des babestes gebot”. Zu Fragen des Ketzertums nimmt Thomasin in fanatischer Weise Stellung: er fordert seine oberitalienischen Landsleute auf, dem Beispiel Herzog Leopolds von Österreich zu folgen und Häretiker ins Feuer zu schicken.

Der “Waelsche Gast” fand bis ins 15. Jh. in zahlreichen Handschriften Verbreitung.

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