Vegetarismus

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Vegetarismus (neuzeitl. Wortbildung, zu mlat. vegetabilia = Pflanzen). Eine rein auf pflanzlicher Kost beruhende Ernährungsweise hätte zwar dem christl. Ideal asketischer Lebensweise entsprochen, fand aber im Mittelalter kaum Anhänger. Dies zum Einen wegen der traditionellen Gewohnheiten von Viehhaltung, Tierkörperverwertung, Jagd und Esskultur, zum Anderen wegen der kirchlichen Meinung, dass das Töten von Tieren zum Zweck der Ernährung keine Sünde sei. So steht im AT (Genesis 9.3): “Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen”. Daran angelehnt schrieb Thomas v. Aquin in seiner “Summa theologica”, dass Gott Pflanzen und Tiere als Nahrungsquellen für den Menschen geschaffen habe.

Die Kirche hat schon deswegen nicht gegen den Fleischverzehr argumentieren können, weil sie Rücksicht auf die Mächtigen im Lande und in ihren eigenen Reihen (Bischöfe, Äbte, Prälaten) nehmen musste, welche Fleischgerichte und den Jagdsport als unverzichtbar für ein standesgemäßes Leben betrachteten. Und auch die Armen, bei denen Fleisch nur an Festtagen auf den Tisch kam, hätten auf den seltenen Ausnahmegenuss nicht verzichten wollen.

Zu unfreiwilligen Vegetariern bzw. Veganern wurde – zumindest dem Buchstaben nach – die ganze Christenheit während der Fastenzeit, wo sie sich des Fleisches warmblütiger Tiere, der Milch und Milchprodukte sowie der Eier zu enthalten hatte.

Abgesehen von einigen christl. Eremiten, die aus Verachtung aller irdischen Genüsse auch auf den Verzehr von tierischen Nahrungsmitteln verzichteten, waren es ketzerische Sekten wie z.B. die der Bogomilen und Katharer, die sich freiwillig vegetarisch ernährten. Als Ausnahme sei auch Franz von Assisi erwähnt, der alle Tiere als Brüder und Schwestern, als Kinder Gottes empfand, und ihre Tötung als Sünde betrachtete.

(s. Askese, Ernährung, Fasten, Fisch, Fleisch, Katharer, Tierethik)

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