Vernageln

Ebook Lexikon des Mittealters mit 3.900 Seiten und 6.400 Stichworten für Amazon Kindle und als eBook PDF.

Vernageln (auch: Einpflocken, Übertragen, Verspunden, Verbohren, Verkeilen; lat. translatio) nannte man einen im mittelalterliche Deutschland verbreiteten magischen Brauch zur Unschädlichmachung eines Krankheitsdämons. Dabei wurden körpereigene, möglichst krankheitsrelevante Proben des Patienten (Blut, Eiter, Urin, Speichel, Haare, abgeschnittene Nägel u.ä.) in einem kleinen Säckchen verwahrt, welches im Stamm eines lebenden Baumes verkeilt, “vernagelt” wurde, den man zu diesem Zwecke nach vorsichtigem Spalten der Rinde angebohrt hatte. In dem Maße, wie die Baumwunde verheilte, sollte die betreffende Krankheit schwinden. Birken, Eichen, Linden, Weiden, Obstbäume, Holunder- und Wacholdersträuche waren zum Vernageln besonders geeignet. Bei Gicht bevorzugte man, des Gleichklangs wegen, die Fichte. Die Zeremonie wurde von Gebeten und Beschwörungsformeln begleitet und am besten am ersten Freitag des Monats, bei abnehmendem Mond und vor Sonnenuntergang vollzogen.

Diesem Heilungszauber lag die Idee zugrunde, dass der krankmachende Dämon mittels der Abscheidungen des Kranken ins Holz gebannt und dort umso unschädlicher werde, je dichter die Baumwunde über ihm verwachse.

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 4
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
3,65 EUR
Bestseller Nr. 5
Kleines Lexikon des Mittelalters: Von Adel bis Zunft
Kleines Lexikon des Mittelalters: Von Adel bis Zunft
Volkert, Wilhelm (Autor)
13,15 EUR
Nach oben scrollen