Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Vernageln (auch: Einpflocken, Übertragen, Verspunden, Verbohren, Verkeilen; lat. translatio) nannte man einen im mittelalterliche Deutschland verbreiteten magischen Brauch zur Unschädlichmachung eines Krankheitsdämons. Dabei wurden körpereigene, möglichst krankheitsrelevante Proben des Patienten (Blut, Eiter, Urin, Speichel, Haare, abgeschnittene Nägel u.ä.) in einem kleinen Säckchen verwahrt, welches im Stamm eines lebenden Baumes verkeilt, „vernagelt“ wurde, den man zu diesem Zwecke nach vorsichtigem Spalten der Rinde angebohrt hatte. In dem Maße, wie die Baumwunde verheilte, sollte die betreffende Krankheit schwinden. Birken, Eichen, Linden, Weiden, Obstbäume, Holunder- und Wacholdersträuche waren zum Vernageln besonders geeignet. Bei Gicht bevorzugte man, des Gleichklangs wegen, die Fichte. Die Zeremonie wurde von Gebeten und Beschwörungsformeln begleitet und am besten am ersten Freitag des Monats, bei abnehmendem Mond und vor Sonnenuntergang vollzogen.
Diesem Heilungszauber lag die Idee zugrunde, dass der krankmachende Dämon mittels der Abscheidungen des Kranken ins Holz gebannt und dort umso unschädlicher werde, je dichter die Baumwunde über ihm verwachse.