Veßra

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Veßra (Stift). Im südl. Vorland des Thüringer Waldes, am Zusammenfluss von Schleuse und Werra, gründeten 1131 Graf Godebold II. von Henneberg und seine Gemahlin Luitgart als Hauskloster das Prämonstratenser-Chorherrenstift Veßra. Der sechs Hektar große ummauerte Klosterhof entsprach der Ausdehnung nach einer mittelalterliche Kleinstadt. Das Ordensstift fand bald in Bischof Otto von Bamberg einen geneigten Förderer, der die Erstfundation durch Pfründenschenkungen aufbesserte. Vom 12. bis zum 14. Jh. erwarb Veßra einen umfangreichen Streubesitz zwischen dem mittleren Werragebiet und dem Main. 1135 wurden die weltl. Güter Veßras an die Bamberger Bischöfe übertragen; jeder neugewählte Klosterobere von Veßra musste seitdem in Bamberg um die Belehnung mit den “temporalia” nachsuchen. 1137 bekam das Stift vom Würzburger Bischof, dem es in geistl. Hinsicht unterstand, die pfarreilichen Gerechtsame verliehen, also die Berechtigung zu taufen, zu predigen, Kranke zu besuchen und die Toten zu bestatten. 1138 wurde die Stiftskirche geweiht; 1141 erfolgte die päpstl. Bestätigung des Chorherrenstifts durch Innozenz III. Der Vorsteher von Veßra, zunächst Propst, ab 1333 Abt tituliert, wirkte aufgrund der ökonomischen Potenz des Stifts in zahlreichen weltl. und kirchl. Angelegenheiten als Schiedsmann, Berater oder päpstl. Beauftragter mit. Neben seiner riesigen Landwirtschaft betrieb das Stift eine bedeutende Schule, brachte Werke der bildenden Kunst, Buchkunst, Literatur, Theologie, Historiographie und Astronomie hervor. Im Spätmittelalter deuteten häufige Streitigkeiten zwischen Veßra einerseits, Adel, Städten und Bauern andererseits um wirtschaftliche, seelsorgerische und moralische Belange den bevorstehenden Niedergang des Stifts an.

Von der mächtigen Stiftskirche (St. Maria und St. Johannis) sind, nachdem sie seit 1583 als Lagerhaus verwendet wurde, nach einem Brand von 1939 nur die Steinmauern und die eindrucksvollen Türme erhalten. Der Bau stellt eine dreischiffige Pfeilerbasilika dar, mit zweitürmigem Westbau, offener Vorhalle, über die Vierung in das Langhaus sich erstreckendem Chorraum und einem Lettner auf der Höhe des zweiten Pfeilerpaares. Die Kirchenanlage entspricht dem gebundenen romanischen System, d.h., das quadratische Maß der Vierung liegt der Dimensionierung der übrigen Gebäudeteile zugrunde. Stilistisch folgte der 1131 begonnene Bau romanischen, nach einem Brand von 1201 spätromanischen Formen. An den Türmen machte sich etwa ab 1240 (3. Geschoss) Formen des Übergangsstils zur Gotik bemerkbar.

(s. Henneberg, Grafen von)

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