Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Wasserhaltung (Wassergewältigung, -lösung, Sümpfung) wird die bergmännische Technik genannt, das „zusitzende“ Grundwasser aus der Grube zu fördern. Dies wurde umso vordringlicher, je tiefer die Schächte in den Berg getrieben wurden. In manchen Gruben musste täglich, stellenweise gar rund um die Uhr geschöpft werden. Wo die Anlage eines Entwässerungsstollens („agetuht“) nicht möglich war, wurden ursprünglich die Schöpfeimer von Hand zu Hand im Schacht nach oben befördert. Die Wasserheber standen dabei übereinander in den Fahrten (Steigleitern) und reichten die schwappenden Lederkübel vom Tieferstehenden zum Nächsthöherstehenden. Diese Art der Wasserlösung war ineffizient, kräfteraubend und ungesund. Durch haspelgetriebene Seilwinden wurde die Förderleistung verbessert, auch wasserradgetriebene Hebewerke kamen schon im 13. Jh. zum Einsatz (s. Kehrrad, Wasserkünste). Um 1300 wird erstmals im böhmischen Kuttenberg ein Göpelwerk zur Wasserhebung erwähnt („equos, funes et omnia alia ad extrahendam aquam necessaria …“).
(Wesentliche Verbesserungen bei der Wasserhaltung ergaben sich erst zu Beginn des 16. Jh., als Pumpwerke und endlose Eimerketten eingeführt wurden. Die maschinelle Wasserhaltung wurde „Wasser-“ oder „Heinzenkunst“ genannt.) Demjenigen, der eine Wasserhebeanlage zerstörte, drohte die Strafe des Handabhackens.
Um Gruben vor dem Absaufen zu bewahren, musste mancherorts ununterbrochen an der Wasserlösung gearbeitet werden. So erlangte beispielsweise die Stadt Sulzbach (Oberpfalz) 1460 von Pius II. die Erlaubnis, hierfür auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten zu lassen. Die „snurzier“ (Haspelknechte) und „sumpfluller“ (Wasserschöpfer) durften von den Hutleuten und Hauern mit dem Stock angetrieben werden.