Weber

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Weber (mhd. webaere, ahd. weberi; lat. textor). Die Weberei von Wolltuchen (Tuchmacherei) war bis ins 12. Jh. überwiegend häusliche Nebenbeschäftigung. Erste zünftische Vereinigungen datieren aus dem 12. Jh. (Köln, 1149). Die dt. Wolltuchproduktion war zunächst überwiegend in NW-Deutschland beheimatet, wo die ertragreichste Schafzucht betrieben wurde. Wolle wurde später ein Haupthandelsgut des mittelalterliche Groß- und Fernhandels, die Wollweberei blühte in allen großen Handelsstädten auf. Die Leinenweberei (mit Garn aus Flachs und Hanf) blieb überwiegend ländliches Gewerbe und wurde besonders im süddeutschen Raum gepflegt. Vom Ende des Mittelalter an wurde Hanf nur noch für grobe Zeuge, Segeltuche, Säcke und Seilerwaren verwendet, Leinen wurde ausschließlich aus Flachsgarn gewoben. Schon im Frühmittelalter wurde mit Garn aus Fasern der Brennnessel grobes Zeug und Segeltuch gewoben. Seit dem frühen 14. Jh. wurde Baumwolle aus dem östlichen Mittelmeerraum auch in Deutschland verarbeitet; Barchent (Parchat, Sardoch, Sartuch) war ein Mischgewebe aus Leinen (Kette) und Baumwolle (Schuss). Tirtei (Tircher) war ein Mischgewebe aus Baumwolle, Schafwolle und Leinen. Seidenweberei war von 1437 bis ins 16. Jh. in Deutschland nur in Köln heimisch, wo venezianische Rohseide verarbeitet wurde. Im 15. Jh. sind unter den Kölner Zünften folgende Weberberufe genannt: Leinenweber, Wollweber, Bettlakenweber, Sacktuchweber, Sargtuchweber, Schleierweber, Tirteiweber und Seidenweberinnen.

Im Frühmittelalter wurde der senkrecht stehende Gewichtswebstuhl benutzt, von der Mitte des 13. Jh. an setzte sich der Horizontal-Trittwebstuhl (beide s. Webstuhl) als technische Neuerung durch. Bei dem neuen Webstuhl behielt der Weber beide Hände frei für die Führung des Schussfadens mit dem Schiffchen und das Anschlagen mit der Lade, was die Arbeit wesentlich beschleunigte.

Die Lehrzeit war mit zwei Jahren relativ kurz, Wanderpflicht und Meisterstück gab es bis zum Ende des Mittelalter nicht. Bis dahin bestanden auch nur wenige zünftische Zusammenschlüsse, da die Weberei über Stadt und Land weit verstreut war. Frauen konnten nur in der Leineweberei als Meisterinnen Fuß fassen (Hamburg, Zürich), im übrigen wurden sie aus der Weberei verdrängt.

Leinenweber galten im Hochmittelalter als unehrliche Leute. Grund dafür mag gewesen sein, dass Leinweberei ursprünglich fast ausschließlich Frauenarbeit war, die in den oft bordellartigen genetien (s. genecium) frühmittelalterlicher Fronhöfe verrichtet wurde. Zur Verächtlichmachung mag auch beigetragen haben, dass Leinweberei, die vom 10. Jh. an zunehmend auch von Männern betrieben wurde und auf dem Lande noch lange Sache unfreier, handwerksunfähiger Bauern und Taglöhner war, als die städtischen Weber sich schon als freie Handwerker emanzipiert hatten. (Seit dem 14. Jh. waren Leinenweber in Ratsgremien vertreten, so in Augsburg, Danzig und Ulm. Gleichzeitig war anderswo den Leinenweberkindern der Zugang zu Zünften verwehrt, so in Braunschweig, Bremen oder Hildesheim.) Die Kirche trug zur Anrüchigmachung der Leinweber bei, indem sie sie in die Nähe von Ketzern rückte: seien doch in abweichlerischen Sekten wie den Katharern oder in häresieverdächtigen Gemeinschaften wie den Armen von Lyon (Waldensern), den Beginen und Begarden oder den Humiliaten Viele mit der Weberei beschäftigt.

Weber und Tuchbereiter (Walker, Tuchscherer) mussten die Qualität ihrer Produkte nach Länge, Breite und Fadenzahl kontrollieren lassen. Normgerechte Ware wurde – fallweise nach Qualität gestaffelt – mit Blei bulliert oder mit einem Bleisiegel geschlagen, minderwertiges Zeug wurde zerschnitten.

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