Wechselbalg

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Wechselbalg (mhd. wehsel-balc, -kint, ahd. wihselinc; mlat. infans suppositus, cambitus). Nach mittelalterliche Volksglauben ein hässliches oder missgestaltetes Kind, das der Wöchnerin von Alben, Kobolden oder bösartigen Zwergen, auch von Hexen oder dem Teufel selbst anstelle ihres eigenen, wohlgeratenen unterschoben worden war. Geschah der Tausch nicht unmittelbar nach der Geburt, war die gefährlichste Zeit die darauf folgende, wenigstens bis zur Taufe – und zwar nach Einbruch der Dunkelheit, meist um Mitternacht. An einen Wechselbalg glaubte man, wenn ein Kind minderwüchsig oder missgestaltet zur Welt kam oder wenn sich das Aussehen eines Kindes bald nach der Geburt auffällig verschlechterte (etwa durch Rachitis oder durch Fettschwund infolge einer Ernährungsstörung). Als Kennzeichen eines Wechselbalgs galten auch Wasserköpfigkeit, Buckligkeit, vorquellende Augen, abnorme Behaarung oder abstoßende Hässlichkeit; ebenso eine abweichende Stimme, ungewöhnlich häufiges Schreien oder Kleinwüchsigkeit. Als Vorsorge gegen den Kindstausch erhellte man die Wöchnerinnenstube mit Kerzenlichtern, legte man bestimmte Pflanzen (z.B. Majoran, Kümmel, Dill) oder spitze eiserne Gegenstände in das Bettchen, etwa ein Messer oder eine Schere – schreckten davor doch Geister und Hexen zurück. War das Unglück aber geschehen, so wurde das arme Wesen häufig ausgesetzt oder ersäuft. Nicht selten war – zumal nach eingebildeten Schwangerschaften – das untergeschobene Wesen kein Kind, sondern etwa eine Kröte oder ein Lehmklumpen.

(s. Missgeburten)

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