Zahnkünstler

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Zahnkünstler (mhd. zantbrecher; mlat. dentatores, edentarii). Die Fertigkeit handwerklich ausgebildeter fahrender Zahnkünstler oder Zahnbrecher beschränkte sich auf das Ausziehen kranker Zähne und die Zubereitung diverser Zahnpulver. (So etwa einer Mischung aus gleichen Teilen von Sand und Pfeffer, die an die kranken Zähne gestäubt wurde “bis es nümmer beißt noch hitzt, dornach ßo waschs mith einem wasser auß dem munde”.) Nach damaliger Meinung entstanden manche Zahnleiden durch zahnfressende Würmer, welche man, zusammen mit dem Schmerz, auf höchst publikumswirksame Weise austrieb: auf ein glühendheißes Blech wurde Bilsensamen gestreut, dessen Rauch mit einer trichterartigen Vorrichtung an den schmerzenden Zahn geleitet wurde. Während unter der narkotischen Wirkung des Bilsensamens die Schmerzen schwanden, wurden die weißen Samenkerne, die durch die Hitze aus den grauen Schalen sprangen, den Gaffern als die bösartigen, durch die Prozedur ausgetriebenen Zahnwürmer gewiesen.

Zahnkünstler übten ihr Gewerbe auf marktschreierische Weise vor einem sensationslüsternen Publikum aus (daher: “ein geschrey wie ein zanbrecher” machen), das sie durch mancherlei Taschenspielereien in Erstaunen versetzten. Oft trat mit dem Zahnbrecher ein närrisch gewandeter Possenreißer auf, der mit derben Späßen die Kunst seines Meisters anpries und das Publikum anlockte.

(s. Wurm, Zahnheilkunde)

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