Zauberei

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Zauberei (mhd. zouberie = magische Handlung; von ahd. zoubar = Rötel zum Färben der zaubermächtigen Runensteine; lat. ars magica, incantatio). So nannte man die geheime Kunst, durch bestimmte kultische Praktiken dämonische Kräfte zur Erreichung diesseitiger Ziele nutzbar zu machen. Derlei Praktiken – an deren Wirksamkeit m Mittelalter kaum jemand zweifelte – waren u.a.: Zauber- und Beschwörungsformeln, zauberische Berührungen und Gebärden (evtl. unter Zuhilfenahme des Zauberstabs), Zaubertränke und Zauberzeichen. Ziele der Zauberei waren die Einsicht in kommende Zeiten (Wahrsagen, Prognostikation), das Erlangen von Vorteilen für sich selbst (Liebestrank, Schutzzauber) oder von Nachteilen zuungunsten anderer (Schadzauber, z.B. Schlechtwetterzauber, Abmelkzauber, Totbeten). Mit Mitteln der Magie suchte man Einfluss zu nehmen auf das Geraten der Ernte, auf reichen Handelsertrag, auf die Gesundheit und Fruchtbarkeit von Mensch und Vieh u.a.m.

Das geheimnisvolle Kauderwelsch der Zauberformeln und das dazugehörige rituelle Brimborium, sowie die nächtliche Finsternis und ein entsprechend verrufener Ort mögen die Beteiligten – wohl auch unter Zuhilfenahme psychotroper Zauberdrogen – in einen Zustand versetzt haben, welcher sie für Halluzinationen und visionären Erlebnissen empfänglich machte.

Wofern Zauber tatsächlich wirksam wurde, ist das aus der Wirksamkeit der verwendeten Substanzen (Gifte, Heilmittel) zu erklären oder daraus, dass in dem Verzauberten autosuggestive Mechanismen in Gang gesetzt wurden. Für das letztere war von wesentlicher Bedeutung, dass das Opfer um seine Verzauberung wusste.

Da im Verständnis des Christentums Zauberpraktiken – im Gegensatz zur magia naturalis, welche die Kräfte der Natur nutzte – nur durch Dämonenhilfe und Teufelspakt wirksam werden konnten, wurde jede Form von Zauberei entsprechend verboten und verfolgt.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass heiligmäßige Wundertäter und ZauberInnen in einer Konkurrenzsituation standen, dass ihre jeweiligen Mittel sich geradezu spiegelbildlich entsprachen: Hier Verwünschungen und Schadenzauber, dort Besegnungen und Wunderheilungen; hier Zauberformeln, dort Segenssprüche; hier schwarze Hostien und andere teuflische Verkehrungen, dort die wahren Sakramentalien der Kirche; hier ruchloses Anzaubern von Übeln aller Art, dort gerechte Strafwunder usf. Was den Bildungsgrad anbetrifft, so standen den illiteraten Hexen meist gebildete, lateinkundige Wundertäter und Magier gegenüber.

Zauberische Praktiken wurden von der Kirche als Teufelskumpanei erachtet und entsprechend rigoros verfolgt. Sie nehmen in mittelalterliche Bußbüchern einen breiten Raum ein und machen diese zu einer wertvollen Quelle.

(s. Abwehrzauber, Analogiezauber, Beschwörungsformel, Besprechen von Krankheiten, Bildzauber, Böser Blick, Dämonenabwehr, Dämonenzauber, Festmachen, Gesundbeten, Hexendelikte, Liebeszauber, Losbücher, Mantik, Prognostica, Räucherungen (Mag.), Sakramentenzauber, Schriftzauber, Tonzauber, Vermessen, Vernageln, Wetterzauber, Zauberbücher, Zaubersprüche; Zauberei der Kleriker und Päpste; Zauberei der Muslime; Zauberer; Zauberjuden)

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