Glas im Mittelalter

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Glas wurde im Mittelalter (neben färbenden Substanzen) vor allem aus Quarzsand und Pottasche hergestellt. Die Asche ersetzte das Soda, das man in der Spätantike aus dem vorderen Orient eingeführt hatte. Mit dem Zusammenbruch der Handelswege am Beginn des Mittelalters wurde Soda zu einer seltenen Kostbarkeit, so dass fast nur noch das qualitativ schlechtere Glas aus Asche hergestellt werden konnte. Man verzierte das Glas mit farbigen Glasfäden und -tropfen, die auf den Glaskörper aufgeschmolzen wurden. Es wurden vor allem formlose Becher hergestellt, berühmt sind darunter die so genannten “Rüsselbecher”, bei denen rüsselartige Glasfüße auf den Becherkörper angebracht wurden. Das Glas war in der Regel dickwandig und von bräunlicher oder grünlicher Farbe. In der Karolingerzeit war Glas als Schmuckmaterial beliebt. Man arbeitete Glaseinlagen in Goldschmiedearbeiten ein. Das erste Fensterglas wurde um 1000 hergestellt, man stattete jedoch zu dieser Zeit nur Kirchenfenster damit aus. Die Butzenscheiben der reichen Burgenhäuser wurden erst im Spätmittelalter üblich, als auch der Beruf des Glasers entstand. Die Fenster bestanden jedoch nur aus kleinen Scheiben, die in Bleifassungen eingefasst waren; das Herstellen großer Scheiben war noch nicht möglich. Seit dem 13. Jahrhundert nahm der Gebrauch von Glas langsam zu, allgemein üblich wurde Glas allerdings erst im 16. Jahrhundert. Ähnlich wie Metall wurde auch Glas wieder verwendet und ist deshalb nur in wenigen Fällen überliefert. Glas galt als ausgesprochen kostbar und fand sich nur in den Haushalten der adeligen oder der reich gewordenen Stadtbürger.

Die mittelalterlichen Produktionsstätten für Glas lagen im Spessart und in Südniedersachsen. Von dort wurde Glas in die anderen Regionen exportiert. Das mittelalterliche Glas war meist dunkelgrün (selten bernsteinfarben oder gelb) und sehr dickwandig. Dabei ist die dunkelgrüne Farbe seine ursprüngliche Farbe, weißes oder farbloses Glas musste extra entfärbt werden und war deshalb teurer. Diese kostbaren, farblosen Varianten stammten aus Venedig, das für seine außerordentliche Glasmacherkunst seit dem 12. Jahrhundert bekannt war: Von dort importierte Gläser hatten im Gegensatz zu denen aus einheimischer Produktion auch eierschalendünne Wände. In Venedig stellte man sogar kostbar mit Glaspaste bemalte Gläser, vor allem für den kirchlichen Bereich, her. Aber auch die einheimischen Gläser wurden in vielen Fällen reich verziert. Beliebt waren Rippen oder Kugelauflagen. Seit dem 14. Jahrhundert kommen so genannte Nuppengläser auf, deren Körper man mit aufgesetzten Glastropfen verzierte. Sie entwickelten sich in ihrer Form zu den heute noch sehr beliebten “Römern”.

Neben den einfachen Becherformen entwickelten sich im Spätmittelalter außerdem geschwungene Glaskelche und hohe Stangengläser mit Kelchfüßen. Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das Transparentglas zunehmend perfektioniert. Außerdem kam weißes, durchscheinendes Milchglas in Mode, das als Imitation des Porzellans sehr begehrt war.

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