Arzneimittel

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Arzneimittel (mhd. arzenie, arzatie = Heilmittel, v. ahd. arzat = Arzt; mhd. auch lachen [v. germ. lachi = besprechen]; grch. pharmakon, zu indogerman. pharma = Zauber; mlat. materia medica, medicamen, medicina, medicamentum, remedium). Der Volksmedizin nach mit besonderer Kraft ausgestattete Mittel, durch deren Einnahme die jeweilige dämonisch bewirkte Krankheit überwunden wird. Der gelehrte Begriff pharmakon ist ambivalent; er steht sowohl für Zauber/Gift wie für Heilmittel/Arznei.

Die rationale Schulmedizin des Mittelalter suchte – jenseits von magischen und abergläubischen Vorstellungen – durch die Anwendung von Arzneistoffen das gestörte Gleichgewicht zwischen den vier Körpersäften wiederherzustellen; in diesem Sinne wurden Medikamente verordnet, welche über die im Einzelfall fehlenden ® Qualitäten (Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, Trockenheit) verfügten. Die Kenntnis der jeweiligen Qualitäten und ihrer Grade gehörte zum unverzichtbaren Grundwissen mittelalterliche Ärzte.

Der Arzneischatz mittelalterliche Apotheken lässt sich nach dem folgenden Schema gliedern:

1.) Nomina herbarum (Vegetabilia. Pflanzliche Arzneimittel, z.B. Kräuter, Samen, Früchte,

Blüten, Hölzer, Wurzeln, Rinden, Harz, Gummi)

2.) Nomina mineralium (Mineralia. Chemikalien und Mineralien)

a) Nomina mineralium maiorum (Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Zinn, Blei, Quecksilber)

b) Nomina mineralium minorum (Arsenik, Alaun, Zinnober, Schwefel usw.)

c) Nomina lapidum (Edelsteine: Achat [Jaspis], Alabaster, Amethyst, Bernstein [Ligurius], Diamant, Granat, Karneol [Chalceton], Kristall [Bergkristall], Perlen, Rubin, Saphir, Smaragd, Korallen. – Nichtedelsteine: Magnetstein [Magnetit], Marmor, Kalkstein, Galmei, Heilerden [“Terra miraculosa”] usw.)

3.) Animalia (Arzneistoffe tierischer und menschlicher Herkunft, z.B. Bienenhonig, Regenwürmer [lumricus terrestris], Schnecken, tierische Wachse, Fette, Galle, Blut, Bibergeil, Knochen, Fleisch, Milz, Leber, Galle, Lab, Hörner, Nägel, Haare, Federn, Speichel, Kot, Urin, stinkendes Tieröl [Oleum animale foetidum], veraschter Igel,

Bezoarstein, Einhorn [Unicornu fossile = petrifizierter Mammutzahn, Unicornu marinum =

Stoßzahn des Narwals], sowie Menschenblut [sanguis humanis, das unverdorbene Blut

junger, reiner Menschen], Menschenharn, Frauenmilch, Armsünderfett [axungia hominis], Mumienmaterial (mumia) und Knochenmehl [ossa hominum], Schädel [cranium], Exkremente u.a.)

4.) Chemopharmazeutica (Künstlich hergestellte Arzneistoffe)

a) Nomina aquorum (destillierte Wässer, aqua vitae)

b) Nomina oleorum (durch Auspressen oder Auskochen von Pflanzen oder Pflanzenteilen

gewonnene Öle)

Zu den im Spätmittelalter aufgelisteten 27 pharmakodynamischen Wirkungen zählen u.a. “aperativa” (öffnende), “attractiva” (herausziehende), “exsiccativa” (austrocknende), “maturativa” (zur Reifung bringende) und “stupefactiva” betäubende).

(s. Analogiezauber; Arzneimittelformen; bolus Armenicus; Branntwein; Dreckapotheke; Drogen; Edelsteine, magische Wirksamkeit der; Electuarium; Gegengifte; Gradenlehre; Harn; Heilpflanzen; Herbarien; Honig; Mumie; Narkotika; Öle als Arzneimittel; Säftelehre; Salbe; Salz als Arzneimittel, Simplicia; Terra sigillata)

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