Askese

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Askese (grch. askesis = Übung, Lebensweise). Mönchisches Ideal der “Abtötung des Fleisches”, Sammelbezeichnung für Armut, Keuschheit, Fasten (zeitl. begrenzt oder dauernd), Schweigen, körperliche Selbstzüchtigung (Geißelung), Schlafentzug, auch für Absonderung (Inklusen), Unterlassung körperlicher Reinigung und Duldung von Erniedrigungen. Durch Askese suchte man Gott näher oder göttlicher Offenbarung teilhaftig zu werden und sich zu stählen als stets bereiter Streiter Christi gegen Satan. Im Hochmittelalter kam es zu asketischen Exzessen: der Körper wurde als Feind betrachtet, den es mittels Schwächung und Züchtigung abzutöten galt, um zur geistigen Vereinigung mit Gott zu gelangen. Nicht selten kam es dabei zu seelischen Ausnahmezuständen, welche Visionen und mystische Verzückung zeitigen konnten.

Als Beispiel für ideales Asketentum sei die anonyme Lebensbeschreibung des hl. Stephan, Mönch des Klosters von Aubazine (bei Brive, im heutigen Dèpartement Corrèce) genannt. Darin wird beschrieben, wie sich Stefans ursprüngliches Lachen nach der Berufung zum Mönchtum in Trübsinn verwandelt und seine Fröhlichkeit in Trauer; statt der Jagd auf wilde Tiere betreibt er den Fang von Seelen; anstelle weicher Kleidung trug er ein härenes Büßergewand direkt auf der Haut; anstelle wohlschmeckender Gerichte aß er mit seinen Tränen benetztes Brot; mitten im Winter hackte er ein Loch ins Eis und tauchte so lange bis zum Hals ins Eiswasser, “bis die Kälte ihn völlig durchdrungen hatte”; er forderte absoluten Gehorsam und züchtigte Ungehorsam mit äußerster Härte; in jeder Situation, sei es bei der Arbeit oder im Kreuzgang, forderte er absolutes Schweigen; zu alledem hört er nicht auf, “seinem Körper immer härtere Schmarzen zuzufügen”. (Zit. nach Jean Verdon)

(s. Kasteiung)

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