Barchent

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Barchent (mhd. barchant, barchat, barkan, barchen, barchatdiecher, barwerdene; mlat. barracanus, barchanus, aus arab. barrakan = Stoff, Gewand; auch Parchat, Sardoch, Sartuch, Schürlitz). Vom frühen 14. Jh. an wurde Baumwollgarn (s. Baumwolle) aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa eingeführt und zu einem “Barchent” genannten Mischgewebe aus Lein (Kette) und Baumwolle (Schuss) verarbeitet. Dieses war hautfreundlicher als reines Leinen (s. Flachs), leichter und besser zu färben. Bald wurde Barchent der große Konkurrent für Stoffe aus Wolle oder Lein und bald als Massenware für Kleider-, Bett- und Bezugsstoffe gehandelt. Zentren deutscher Barchentweberei lagen in Schwaben (Augsburg, Ulm), Franken, Bayern und Österreich, in Schlesien, Böhmen und Ungarn. In Regensburg setzte nach 1380 die Produktion hochwertigen Barchents ein, der auf den Märkten von Prag, Wien und Frankfurt/M., bald darauf auch in Frankfurt/Oder, Stettin und Stralsund gern gekauft wurde. Die Produkte der Barchentweber (Barchenter, Barcher) unterlagen seit der zweiten Hälfte des 14. Jh. strengen Qualitätsanforderungen. Vom Beschaumeister an Qualität oder Maß beanstandete Ballen wurden zerschnitten, vorschriftsgemäßes Zeug wurde mit Bleisiegeln oder Bleistempeln gekennzeichnet. (Eine Kölner Ordnung von 1407 sah vor, dass fehlerfreier Barchent bei einem Baumwollgewicht von 8 Pfd. [je Bahn von 1 x 52 Kölner Ellen] mit drei Kronen als bester Marke gezeichnet wurde; zwei Kronen bezeichneten einen Baumwollanteil von 7,5 Pfd., eine Krone mindere Tuche. Nach einer Ordnung von 1409 versahen die Basler Beschaumeister beste Qualität mit dem Zeichen des “Ochsen”, die zweitbeste mit dem des “Löwen” und die dritte mit dem der “Traube”. Dem entsprachen in Konstanz Ochs, Löwe, Traube und Stern, in München Ochs, Löwe, Traube und Mönch.)

Eine große Rolle im oberdeutschen Barchentrevier zwischen Basel und Regensburg spielte das Verlagssystem (s. Verleger). Verleger wie der Regensburger Kaufmann Runtinger schossen den Barchentwebern (barchantern) Baumwollgarn vor, für das eine bestimmte Menge Barchent zu liefern war. Für Leinengarn und Webstuhl hatte der Weber selbst zu sorgen. Den Absatz der Stoffe besorgte der Verleger, der Kaufleute, Märkte und Messen beschickte.

Wenn in dieser Textilbranche auch die zünftigen Erzeuger in größeren Städten tonangebend waren, so war doch auch die Produktion in Dörfern (“Gäuweber”) von erheblicher Bedeutung. Gegen die Konkurrenz der Landweber setzten die Zünftler Erlasse durch, die eine Begrenzung der Anzahl der Webstühle, Erhöhung der Schaugebühr und Lieferverbot für stadtnahe (etwa innerhalb einer zwei-Meilen-Zone gelegene) Landwebereien zum Inhalt hatten.

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