Berufskrankheiten

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Berufskrankheiten. Vielfältig waren die Erkrankungsrisiken, die mittelalterliche Bauern, Handwerkern, Bergleuten, Hüttenwerkern, Lohnarbeitern oder Hausfrauen aus tätigkeitsspezifischen Noxen und aus permanenter körperlicher Überanstrengung erwuchsen. Berufskrankheiten wurden zunächst als unausweichlich und nebensächlich angesehen; als erster Europäer hat sich im 13.Jh. Arnaldus de Villanova (s. Arbeitsmedizin) systematisch mit den schädigenden Einflüssen der Arbeitswelt bzw. mit Arbeitshygiene befasst. Er beschreibt schädliche Faktoren wie Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, Staub, giftige Dämpfe oder ungesunde Haltung (in “De regimine sanitatis” und “Speculum medicinalium introductionum”). Im Folgenden eine kleine Auswahl typischer Berufskrankheiten der Zeit:

Bäcker und Müller neigten durch den ständigen Kontakt mit Mehlstaub zu Brochialleiden und Ekzemen. Zu Lungenleiden führte auch der Steinstaub bei Steinmetzen und Glasmachern. Bergleute waren Lungenschädigungen durch Staub, Rauch und Frischluftmangel ausgesetzt. Schmiede und Schlosser erlitten durch das Hämmern am Amboss Gehörschädigungen, wie Müller durch das anhaltende Poltern und Knarren von Mühlengetriebe und Mahlwerk. Lumpensammlern und Papierern drohten aus dem Umgang mit verschmutzen und infizierten Stoffabfällen Ansteckung mit übertragbaren Krankheiten (u.a. Milzbrand) oder mit Ungeziefer. Nässe und Kälte führten bei Wäscherinnen zu Erkältungskrankheiten und Rheumatismus. Die gleichen Krankheiten holten sich Gerber in ihrer Wasserwerkstatt. Arbeiter in den Seigerhütten litten an chronischer Bleivergiftung, Vergolder an Quecksilbertoxikose. Die unnatürliche Arbeitshaltung von Schustern und Schneidern führte zu Haltungs- und Bewegungsstörungen. Glasmachern setzte die extreme Hitze an den Öfen zu, das Einatmen von Steinstaub, ferner die Überanstrengung der Lunge beim Glasblasen und die Schädigung der Augen durch Hitze und Blendung. Bergarbeiter (Hauer), die in den niedrigen Gängen gezwungen waren, auf der Seite liegend mit schwerem Werkzeug das Gestein loszubrechen, bekamen davon eine Verkrümmung der Halswirbelsäule. Zudem litten sie häufig an Staublunge. Apotheker erlitten beim Verarbeiten von Produkten tierischer (z.B. Kantharidin), pflanzlicher (z.B. Tollkirsche, Opium) und mineralischer (z.B. Arsenik, Antimon, Quecksilber) Herkunft durch Einatmen oder Hautkontakt berufstypische körperliche Schädigungen.

(s. Staublunge)

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