Blutregen

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Blutregen, Staub-, Wunderregen, Bluttau, -schnee (mhd. der bluotige regen; lat. imber sanguinis). Durch Eisen- und Kupferoxide gelblich oder rötlich gefärbter, trockener oder im Regen oder Schnee enthaltener feiner Wüstenstaub, der in großen Massen von zyklonalen Sandstürmen über der Sahara hoch in die Atmosphäre gewirbelt, und bei bestimmten Wetterlagen auch nach Nordeuropa, manchmal sogar bis Grönland verfrachtet wird. In den Niederschlagsgebieten wird der Himmel milchig-trüb gefärbt, der Sonnenuntergang erscheint in intensivem Rot und am Boden bildet sich ein rotbrauner Belag.

Schon bei den Völkern der Antike und so auch im europäischen Mittelalter wurde der Blutregen als himmlisches Wunderzeichen angesehen, das von göttlichem Zorn, bevorstehendem Unheil (Krieg, Seuchen, Hungersnöten, Unwettern), gar vom Jüngsten Gericht kündet. Ma. Chronisten berichten wiederholt von dem mysteriösen Phänomen, so z.B. Gregor von Tours (6. Jh.). 541 ging ein Blutregen über Gallien nieder. Die erste Nachricht von einem B. im Raum nördlich der Alpen stammt aus dem Jahr 640. Auch 864 regnete es tagelang Blut, desgleichen 1008. 1141 wurde einer für Oberitalien verzeichnet, 1165 einer für England. 1349 kam es zu einem Blutregen über Süddeutschland und Österreich. Diese Aufzählung umfasst sicher nur einen Bruchteil der tatsächlichen Ereignisse dieser Art. Deren schreckenerregende Wirkung dürfte nachgelassen haben, je länger die Liste der erinnerten und aufgezeichneten Fälle von Blutregen wurde.

Als göttliches Zeichen wird der rot gefärbte Regen in einer Weltchronik aus dem Jahr 1493 beschrieben: “Erschreckliche zaichen sind in welsche land [Italien] nach gepurt des herrn 570. Jahr bey nacht gesehen worden. Dann fewrig Straln erschine am himel un pluot tropfet von wolcken, was menschlichs pluot bedeutete, das darnach vergoßen wardt. nachfolgend regnet es vil tag aneinander und mehret sich die Tyber [Tiber] mit gewalt der wasser, also das sie an nidern enden [im unteren Flusslauf] vil volcks ertrencket. deßgleichen geschahe auch in andern stetten und gegenten.”

Die im B. sich äußernde erzürnte Gottheit suchte man durch Bußleistungen, Bittgottesdienste und fromme Stiftungen zu versöhnen.

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