Bruderschaften

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Bruderschaften (lat. confraternitates, confratriae, fraternitates; auch coniurationes = Schwurgemeinschaften). Fma. Kapitularien wenden sich gegen coniurationes und conspirationes (von den einfachen Leuten “gilda” genannt), zu welchen sich Bauern (villani) zur Abwehr räuberischer Banden zusammengeschlossen hatten. Daneben entstanden Gebetsbruderschaften, in denen sich Klostergemeinschaften untereinander oder zusammen mit Weltpriestern oder Laienvereinigungen gegenseitig fromme Hilfe durch Gebet, Seelenmessen oder gute Werke über den Tod hinaus versicherten. Auch später gegründeten Bruderschaften lagen Gündungsmotive zugrunde wie Gebetshilfe für Lebende und Verstorbene, die Sorge für ein würdiges Begräbnis und für die Aufrechterhaltung eines fortdauernden Totengedenkens. Gemeinschaftsfördernde Veranstaltungen waren regelmäßige Messfeiern, Patronatsfeste, Vigilien und Festgelage (s. convivium). Laienbruderschaften unterstellten sich einem Patron, wählten aus ihren Reihen einen Bruderschaftsmeister und beschäftigten häufig einen Priester, der für die “das Heil verwaltete”. Bruderschaften konnten als selbständige Körperschaften unter Führung eines kollegialen Gremiums auftreten und verfügten frei über ihr aus Stiftungen und Solidarbeiträgen erwachsenes Vermögen. Vom 13. Jh. an entstand eine Vielzahl berufsständischer Laien-Bruderschaften, die in enger Verbindung mit den Zünften und Gilden standen, also rein urbaner Natur waren; der ländlichen Bevölkerung blieb diese Art gesellschaftlicher Organisation verschlossen. (Für das mittelalterliche Köln sind etwa 120 derartiger Bruderschaften belegt.)

Fast ausschließlich weltlich-ständische Zielsetzung hatte die bedeutende spätmittelalterliche Steinmetzenbruderschaft. Schützengilden wurden vom Rat gefördert, garantierten sie doch eine erhöhte Treffsicherheit der zur Verteidigung auf den Wällen eingeteilten Bürger. Von moralisch-didaktischen Zielen geleitet waren Bruderschaften, die sich die schauspielerische Gestaltung und Finanzierung geistl. Spiele zur Aufgabe gemacht hatten. Sie standen in enger Beziehung zu den Zünften und zur Kirche, und spielten eine bedeutende Rolle in der Gestaltung des stadtbürgerlichen Lebens. In Wien wurde 1288 die Bruderschaft St. Nikolai der ® Spielleute gegründet; in Lübeck richteten 1379 Patrizier die Gesellschaft der ®”Zirkelbrüder” mit der Maßgabe ein, jährlich ein moralbetontes Fastnachtspiel aufzuführen. – Wallfahrtsbruderschaften sorgten für die Unterstützung ihrer pilgernden Mitglieder durch Geldzuwendung und Gebetsfürsprache, und nahmen dafür an dem Gnadenschatz teil, den die so geförderten durch ihre Pilgerschaft erwarben. Diese Bruderschaften unterstellten sich dem Patronat prominenter Heiliger, häufig dem des hl. Jakob (“Jakobsbruderschaften”).

Zu höchster Blüte kam das Bruderschaftswesen im 15. Jh.; es entstanden Standesbruderschaften der Priester und gemischte Bruderschaften von Klerikern und Laien. Deren bekannteste war die 1475 in Köln gegründete Rosenkranz-Bruderschaft der Dominikaner, die sich besonders um die Einführung des Rosenkranzes bemühte. Daneben gab es Schützenbruderschaften, karitative Hospitals- und Elendsbruderschaften, Andachts- und Wallfahrtsbruderschaften. Die einen setzten Schwerpunkte beim Totengedenken (s. Kalande), andere bei der Gründung und Unterhaltung von Spitälern (Spitalbruderschaften) oder bei der Beherbergung von Pilgern und Reisenden (Elendsbruderschaften) oder bei der Betreuung von Brückenbauwerken (Jodokus- und Rochusbruderschaften). Dazu kam eine Vielzahl berufsständischer Bruderschaften, sowie solche, die sich dem geistl. Spiel verschrieben hatten und solche von Adelsgeschlechtern, Pilgergruppen und Mönchsorden und andere mehr. Bruderschaften hatten eigene Kapellen oder Altäre, traten bei Prozessionen unter eigenen Zeichen und Fahnen auf.

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