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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

exemplum (lat., = Muster, Beispiel; grch. paradigma). Kurze Erzählung historischen Charkters, der argumentativen Unterstützung einer Überzeugungsrede dienend. Das mittelalterliche exemplum, wie es von christl. Moralisten gebraucht wurde, geht auf grch.-röm. Zeit zurück, wo es Richtern und Politikern als rhetor. Waffe diente. Während im antiken und im frühmittelalterliche exemplum der Akteur (Held, Heiliger) im Mittelpunkt steht, ist es im hochmittelalterliche exemplum die erzählte Tat selbst. Als Quellen dienten die Bibel, antike Fabelliteratur (Äsop), Legenden, Mirakelbücher und Märchen.

Zur Blütezeit des exemplum im 13. Jh. stellt es sich dar als eine kurze, explicit als auf einer wahren (=historischen) Begebenheit beruhende Erzählung, die in eine lehrhafte Rede (im allgemeinen eine Predigt) eingeschoben wird, um dem Publikum eine Heilsaktion unter Beweis zu stellen. Um die Wirkung im Sinne von Aktualität und Augenzeugenschaft zu erhöhen, wird das exemplum im Zeitraum der Gegenwartsgeschichte (“nostris temporibus”) angesiedelt, wird der Namen des Täters oder Autors genannt, wird es eingeleitet mit Wörtern wie audivi, memini, novo, vidi. So werden die wundersamen Begebenheiten der exempla von Augenzeugen und Teilnehmern bezeugt.

In den persuasiven exempla der Predigten, den sog. Predigtmärlein, brechen sakrale und infernalische Kräfte – auf für das zeitgenössische Publikum selbverständliche Weise – ins Diesseits ein, verflechten sich Zeit und Ewigkeit, die Welt der Lebenden und die der Toten, agieren Gottvater, Christus und die Hl. Maria, Engel und Heilige, Dämonen und Teufel in der Welt des Alltags und unter alltäglichen Leuten. Die Zuhörer sollten sich in den geschilderten Menschen, Situationen und Konflikten wiedererkennen. Strategie der Prediger war, erst Furcht und Schrecken zu erregen, um dann darauf hinzuweisen, dass durch rechtzeitige Reue und Umkehr Gottes Gnade wieder zu erlangen sei.

Im Mittelalter wurden thematisch geordnete exempla-Sammlungen zusammengestellt, die von Predigern vor allem der Bettelorden zur Popularisierung geistlicher Propaganda verwendet wurden. Als Beispiele seien die “Sermones vulgares” des Jacques de Vitry (12./13. Jh.), der “Dialogus miraculorum” des Caesarius von Heisterbach (nach 1200), die “De diversis materiis predicabilium” des Etienne de Bourbon (13. Jh.), die “Historiae memorabiles” des Dominikaners Rudolf von Schlettstadt (Ende 13. Jh.), der anonyme, alphabetisch geordnete “Liber exemplorum de Durham” (um 1275), das “Magnum exordium” des Konrad von Eberbach (vollendet um 1206) und der “Liber diversarum miraculorum” des Engelhard von Langheim (um 1188) genannt.

(s. Konrad von Eberbach, Pedro Alfonso)

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