Filz

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Filz (mhd. vilz, ahd. filz; eigtl. = gestampfte Masse; spätmhd. auch “grober, bäurischer Kerl” [vilzgebur]; mhd auch lode = grobes – ursprünglich ungewebtes – Wollenzeug). Ungewebtes, dichtes Zeug aus Schafwolle (Wollfilz) und anderen Tierhaaren (von Bibern, Bisamratten, Hasen, Kaninchen, Ziegen), von hoher Festigkeit, Druckelastizität, Dichte und Isolierfähigkeit; in Asien und Europa schon lange vor dem ältesten Gewebe bekannt. Funde und schriftl. Quellen belegen, dass Filz im mittelalterliche Europa – besonders im Norden – für Kopfbedeckungen (Kappen, Hüte), Satteldecken, capeartige Umhänge, Fäustlinge, Socken und Schuheinlagen benutzt wurde. Filzen war ursprünglich Sache der häuslichen Selbstversorgung; im Hochmittelalter kam dann auch gewerbsmäßige Filzherstellung auf – die erste dt. Zunftordnung stammt von 1321. Eine Legende belegt den Hl. Clemens, vierter Bischof von Rom, als Schutzheiligen der Filzmacher und beschreibt gleichzeitig alle wichtigen Komponenten des Filzens: auf der Flucht unterwegs, legte der Heilige zur Schonung seiner Füße Wolle in die Sandalen. Am Ende seines Weges war die Wolle – durch die Feuchtigkeit und Wärme der Füße und die mechanische Bearbeitung beim Treten – zu Filz geworden.

Dank der natürlichen Eigenschaften von Tierhaaren, besonders von Schafwolle, kommt es beim Zusamenpressen derselben zu unlösbarem Verhaken und Verschlingen (Verfilzen). Unabdingare Voraussetzung ist dabei die Zufuhr von Feuchtigkeit und Wärme (um 40 – 45°C), unterstützend wirkt die Zugabe von Seife. Charakteristische Werkzeuge des Filzers sind der Woll- oder Fachbogen (ein schwerer Holzstab, der – ähnlich einem Kontrabassbogen – mit einer Saite bespannt ist; diese wird mit dem Fachholz angeschlagen, dadurch in Vibration versetzt und durch den Wollhaufen geführt, den sie dabei in lockere Lagen [“Fachen”] wirft) und das Fachsieb (mit dem die Fache plattgedrückt werden). Die fertigen Fache werden so aufeinandergeschichtet, dass die Haare sich lagenweise überkreuzen, danach befeuchtet, zu Filz gepresst und gewalkt.

Wegen der leichten Verrottbarkeit von Filz sind in Europa kaum mittelalterliche Filzfunde bekannt.

(s. Hutmacher, Walker)

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