Friedhof

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Friedhof (mhd. vrithof, ahd. frithof; v. ahd. vriten = einhegen, umfrieden; auch Kirchhof, Gottesacker, Totenacker. Lat. cimiterium, coemeterium). Christl. Begräbnisstätten wurden im Frühmittelalter außerhalb von Ansiedlungen, später im umfriedeten Bereich einer Kirche oder – innerörtlich – im Umgriff der Pfarrkirchen angelegt. Im 14. Jh., als die Friedhöfe infolge der Seuchenzüge zu eng geworden waren, legte man außerhalb der Stadtmauern neue Friedhöfe an. Auch diese waren von einer Mauer umgeben und hatten eine eigene Kapelle, mancherorts auch ein Beinhaus (einen Raum für die bei Neubegräbnissen freigelegten Gebeine). Klöster, Spitäler und Leprosorien hatten eigene Friedhöfe. Auf Friedhöfen galten Friedenspflicht und Asylrecht (“omnino sunt [cimeteria] in pace Domini”). Soweit Kirchhöfe mit einer festen Mauer umgeben, mit Turm und Tor bewehrt waren, wurden sie als Fliehburgen benutzt. Ursprünglich waren Friedhöfe keine Stätten der memoria; der Toten wurde bei den Seelmessen in der Kirche gedacht. Sie waren aufgrund der dichten innerörtlichen Bebauung und des daraus resultierenden Platzmangels Brennpunkte des gesellschaftlichen Lebens (locus publicus) mit Funktionen als Obstbaumgarten, Spiel-, Fest-, Gerichts- und Marktorte, nicht selten auch als Viehweide und Abfallplatz. (Wilde Abfall-Deponien auf Friedhöfen sind für ganz Deutschland belegt. Wegen der frei laufenden Schweine wurden mancherorts Trittsperren – sog. Knochenbrecher – an den Kirchhofseingängen angelegt. – Von dem Bestreben, die Friedhofsruhe zu wahren, zeugt beispielhaft eine Luzerner Ratsverordnung vom Anfang des 14. Jh., in welcher Kegeln, Kugelspiel, Stechen, Turnieren, Armbrustschießen und Steinstoßen innerhalb der Friedhofsmauern untersagt wurde.)

Nach der Verbreitung des Fegfeuer-, des Arme-Seelen- und Geisterglaubens im Spätmittelalter waren Friehöfe im Volksglauben von abergläubischer Schaurigkeit umgeben, da die Seelen der Verstorbenen umgehen konnten. Folgerichtig kamen nun viele Berichte von Toten- und Geistererscheinungen auf Friedhöfen auf.

Soweit mittelalterliche Friedhöfe über einen längeren Zeitraum hinweg ungstört geblieben sind, stellen sie eine dankbare Fundstelle für die Archäologie dar. Durch sie können Erkenntnisse gewonnen werden zu Bevölkerungsstruktur (Geschlechterverhältnis, Sterbealter, soziale Gliederung), zu Todesursache, Bestattungsweise, Grabbeigaben u.ä.).

(s. Asylrecht, Beinhaus, Bestattung, Fegfeuer, Gaden, Grab, Grabmal, Judenfriedhöfe, Obstgarten,Pestfriedhöfe, Sterben)

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