Frosch

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Frosch (mhd. vrosch; lat. rana). Weltweit verbreitetes Tier aus der Klasse der Amphibien, bildet zusammen mit Kröten und Unken, mit denen es manchmal gleichgesetzt wird, die Ordnung der Froschlurche.

Plinius hält den Frosch ebenso wie die Kröte für giftig. – Der Physiologus unterscheidet Land- und Wasserfrosch, hält letzteren für leicht verführbar und voller Sinnenwollust und daher den Weltkindern vergleichbar. (Im Gegenteil dazu trotzt der Landfrosch, wackeren Christen gleich, allen Verfolgungen und stirbt lieber, als dass er Versuchungen nachgebe.) – Hildegard v. Bingen charakterisiert um ” von den Tieren” den Frosch als “kalt und ziemlich wässrig”; einen heißen Umschlag mit einer Froschleiche hält sie für ein wirksames Mittel gegen Gliederschmerzen (Gicht). – Die Kröte (credda) dagegen sei von großer Wärme und beißender Schärfe und voll giftiger Säfte; man könne mit einem Präparat aus ihrer Leber jene üblen Säfte austreiben, die Ursache von “orfimas” (Rufen, Schorf Aussatz) sind: “denn ein Übel vertreibt oft ein anderes Übel”. – Vernichtend ihr Urteil über die Unke (hornwine), sie “ist kalt und die warmen Elemente, die sie in sich hat, sind Eiter und Gift. … Nichts an ihr ist medizinisch verwendbar.”

Albertus Magnus und Konrad von Megenberg berichten von der abergläubischen Vorstellung vom Frosch als Wetterpropheten. Albertus: “pluvias cantando praedicit” (“sein Gesang sagt Regen voraus”); Konrad: “daz fröschel hat die art, daz es vor hin schreit, wenn ain regen will komen …”.

Ausweislich mittelalterliche Illustrationen (z.B. in der Konstanzer Chronik aus dem 15. Jh.) wurden Frösche auf den Fleischbänken zum Verzehr feilgeboten.

Dem mittelalterliche Aberglauben galten Frösche/Kröten als Teufels- und Hexengetier. In einer päpstlichen Bulle (Gregor IX., 1233) wird konstatiert, dass Ketzer bei gewissen Ritualen eine Kröte oder einen Frosch von enormer Größe aufs Maul küssten.

Die Volksmedizin kannte eine Vielzahl von Heilanzeigen für lebende und – meist qualvoll – getötete Frösche sowie für deren Körperteile (Augen, Zunge, Blut, Haut, Knochen, Laich u.a.m.). (Schon Plinius hatte Froschherz als Mittel gegen Fieber und Zahnschmerzen und gewisse Froschknochen als Aphrodisiacum empfohlen.) Im Kopf trugen Kröten angeblich einen Edelstein (krotenstein, lapis bufonites), der magische Kräfte hatte, als Amulett getragen wurde und besonders als Giftanzeiger begehrt war: in die Nähe von Gift gebracht sollte er ins Schwitzen kommen.

Als Symbol standen Frösche und Kröten für Neid und Geiz, für Wollust und Geschwätzigkeit. In der Kröte sah man die Fruchtbarkeit und die Gebärmutter (als mobiles Organ) versinnbildlicht. Man glaubte, dass im Freien schlafenden Frauen die Gebärmutter in Gestalt einer Kröte durch den Mund entweichen könne.

(s. Kröte, Krötenstein)

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