Glöckchen und Schellen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Glöckchen und Schellen wurden im Mittelalter für eine Vielzahl von Zwecken und in unzähliger Gestalt benutzt. Der Herstellungsart nach unterschied man zwischen aus Blechstücken geschmiedeten, zusammengenieteten oder geschweißten Schellen und den einem Stück gegossenen Glöckchen. Der vielstimmige Klang eines Herdengeläuts sollte möglichst harmonisch sein. Während der Klang der Glöckchen durch die Gussform vorgegeben war, wurden Schellen durch den Schellenrichter mit dem Stimmhammer auf einem lederbezogenen Holzamboss auf den rechten Ton gebracht. Die Verwendungsarten waren äußerst unterschiedlich; in Folgendem soll nur eine kleine Auswahl genannt werden. So dienten sie als Kinderspielzeug, als eitler Kleiderschmuck (“Wo Herren sein, klingeln die Schellen fein”) oder als Kennzeichen der Narren (“Je größer der Narr, desto größer die Schelle”), Gaukler und Spielleute. Reitpferde trugen aufmunternd klingelnde Schellen am Zaumzeug, weidende Kühe, Ziegen und Schweine erleichterten durch am Halse getragene Schellen den Hirten die Arbeit. Mit Handglöckchen (campanes manuales, campanulae, cymbala, tintinnabula) verscheuchte der hl. Antonius böse Geister, wurde der Messdienst, der Chorgesang, Prozessionen oder Leichenzüge (“ut daemones fugiant”) begleitet, rief man bei Tisch nach der Bedienung, machten Händler oder Ausrufer auf sich aufmerksam, wurde Schülern die Musiklehre nahegebracht. Im 10. Jh. kamen in den Kirchen Glockenräder in Gebrauch, vertikal angeschlagene Räder, an deren Peripherie viele harmonisch gestimmte Glöckchen angebracht waren, die beim Drehen ertönten. Auch an Orgeln fand sich häufig ein kleines Dreiklang-Glockenrad (“Zimbelstern”) als Begleitinstrument. Delinquenten wurden oft mit der Schandglocke am Hals zur Richtstätte geführt und in Pestzeiten gab das nächtliche Geläut kleiner Pestglocken das Zeichen zum Heraustragen der Toten aus den Häusern.

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