Johannes Eriugena

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Johannes Eriugena, J. Scottus, J. Scottigena (= der in Irland [“Scotia maior” oder “Erin”] geborene; ca. 810 – nach 877). Von Geburtsort, Geburtsdatum und frühen Lebensumständen ist nichts Näheres bekannt. Er stammte aus Irland und befand sich 845/846 als Leiter der Hofschule Karls d. Kahlen zu Laon, ohne ein weltl. oder geistl. Amt bekleidet zu haben. Er gilt als der wichtigste Philosoph des karolingischen Zeitalters. Als sein bedeutendstes Werk gilt “De divisione naturae” (“Von der Einteilung des Seienden”, auch “Periphyseon”), worin er in dialogischer Form zu Grundproblemen der Philosophie Stellung bezieht. Unter “Natur” subsumiert er sowohl die geschaffene, körperliche Welt als auch die schöpferische Potenz Gottes. Er postuliert eine der Glaubenslehre gegenüber gleichberechtigte Philosophie; die Philosophie sei die Schwester, nicht die Magd der Theologie. Nach seiner Seinslehre ist Gott nicht nur der Schöpfer allen Seins, sondern schließt alles Seiende in sich ein. Als Ausgangspunkt ist Gott das ungeschaffene schaffende Sein, von dem die Ideen, die urbildlichen Gedanken Gottes, als geschaffenes schaffendes Sein herrühren und die Natur als geschaffenes nichtschaffendes Sein bewirken. Gott selbst ist prinzipiell unerkennbar, er bleibt der menschlichen Erkenntnis verborgen. In der Welt herrscht vollkommene Harmonie, das Böse existiert in Wirklichkeit nicht. Dass wir es dennoch wahrzunehmen glauben, beruht auf einer falschen Einschätzung der Dinge. Der Endzweck alles Daseins ist die Rückkehr zu Gott (deificatio). Was den endzeitlichen Untergang der körperlichen Welt als Ganzes anbetrifft, so denkt sich Eriugena dieses als Umkehr der schöpferischen Entwicklung, als Rückkehr aller körperlichen Dinge – also auch des Menschen – zu ihren geistigen Quellen.

Bezüglich der Lehre von den Allgemeinbegriffen (Universalien) vertrat Eriugena den Standpunkt der Begriffs-Realisten: Universalien hätten eine von den Dingen distinkte objektive Realität.

Das Prädestinationsproblem wollte er “philosophisch” entscheiden: von “Vorher”-Bestimmung könne keine Rede sei, da Gott ewig sei, “Vorher” und “Nachher” wären für das göttliche Wirken ohne Sinn, zwischen seinem schöpferischen Denken und dem irdischen Geschehen verfließe keine Zeit. Damit legte Eriugena den Grund für die Annahme der menschlichen Selbstbestimmung durch die mittelalterliche Philosophie.

Eriugena war einer der wenigen Gelehrten seiner Zeit, die das Griechische beherrschten. Seine lat. Übersetzungen von Schriften des Dionysius Areopagita (z.B. “De mystica theologia”) beeinflussten spätere Denker wie Amalrich von Bena, Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Bonaventura und Mystiker wie Meister Eckhart und Tauler. Als erster Denker des lat. Mittelalter unternimmt er in “De praedestinatione” und in seinem didaktischen Hauptwerk “Periphyseon”, eine Theologie nach den Regeln der Logik zu entwerfen, indem er bibl. Begriffe klar und eindeutig definiert und in ein widerspruchsfreies System einzuordnen sucht.

Eriugenas Gedanken waren schon den Zeitgenossen fremd geblieben; der Häresievorwurf unter Papst Honorius III. (1225) hat vollends verhindert, dass Eriugena als Begründer einer wissenschaftlichen Theologie anerkannt wurde.

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