Kartäuser

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Kartäuser (Ordo Cartusiensis, OCart.). Der Eremitenorden geht auf Bruno von Hartefaust (s. Bruno von Köln) zurück. Dieser schloss sein Studium in seiner Vaterstadt Köln mit glänzenden Beurteilungen ab, wurde Scholaster an der Domschule zu Reims und Kanzler des dortigen Erzbischofs. Angewidert von der moralischen Verkommenheit seines Vorgesetzten zog sich Bruno 1084 mit einigen Gefährten zu Gebet und Meditation in die Waldeseinsamkeit der Gegend um Seche-Fontaine zurück. Endgültige Bleibe fanden sie auf Weisung des Bischofs Hugo von Grenoble in der Chartreuse (mlat. cartusia), einer Landschaft in den Kalkalpen bei Grenoble, wo sie eine Klause gemeinsam lebender Einsiedler, die “Grande Chartreuse”, einrichteten. (Der Ortsname wurde zum Synonym für die Eremitenklöster der westl. Welt und wurde in alle Sprachen übernommen: Kartause, Certosa, Cartuja, Charterhouse, Kartuzija.) Die Ordensgemeinschaft gab sich 1127 eine nach der Benediktregel ausgerichtete Ordnung von größter Einfachheit und Strenge, die 1133 von Innozenz II. bestätigt wurde. Der Orden wurde 1176 von Alexander III. approbiert und war der bischöflichen Jurisdiktion entzogen (s. Exemtion). Seine Konstitutionen waren nicht auf tätige Nächstenliebe gerichtet, sondern auf Gebet, Meditation und radikale Askese. Die Fürbitte der mit dem Eintritt in eine Kartause gleichsam lebendig begrabenen Mönche galt als besonders wirkmächtig und wurde gegen reiche Stiftungen erkauft. Trotzdem blieb der Orden fast ganz von weltlicher Einflussnahme verschont. Der Prior der Grande Chartreuse war zugleich Ordensgeneral, der dem jährl. Generalkapitel vorstand. Die Filialkartausen der Ordensprovinzen unterstanden einem Visitator. Mittelpunkt einer Kartause bilden Kirche, Kapitelsaal, Refektorium und Bibliothek. Um den Kreuzgang sind die kleinen Häuser und Gärten der Mönche aufgereiht. Abts- und Gästehaus liegen außerhalb der Klausur. Die Laienbrüder wohnten in abgesonderten Häusern. Einsiedler und die für die Verrichtungen des Alltags zuständigen coenobitischen Laienbrüder lebten getrennt voneinander in strenger Askese, absolutem Schweigen und strikter Befolgung der Fastenregeln (Fleischspeisen gibt es nie, während der Fastenzeiten sind auch Milch- und Eierspeisen untersagt, freitags wird nur Wasser und Brot gereicht); sie trafen einander nur bei Stundengebet und Messe sowie zum gemeinsamen Mahl an Sonn- und Feiertagen.

Im deutschen Sprachraum entstand die erste Kartause 1160 im steiermärkischen Seiz. Blieb die Zahl der Kartausen im Hochmittelalter noch unbedeutend, so schnellte sie – wohl begünstigt von Gedanken der Mystik – im 14./15. Jh. auf 195 selbständige Filialen empor, deren 58 im deutschen Sprachraum lagen (z.B. Köln, Jülich, Trier, Koblenz, Mainz, Straßburg, Würzburg, Nürnberg, Buxheim bei Memmingen). Der Orden überdauerte die allgemeine Krise des Mönchtums am Ende des Mittelalter besser als andere und setzte auch der lutherischen Reformation größeren Widerstand entgegen.

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