Kegeln

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Kegeln (Kegelspiel; mhd. kegelen. Mhd. kegel = Knüppel, Holzfigur im Kegelspiel, uneheliches Kind). Das Kegelspiel hat sich in Europa aus einem Steinwurfspiel entwickelt. Es war ursprünglich weniger ein Geschicklichkeits- als ein Glücksspiel. Ein erster Hinweis auf das Kegelspiel findet sich in der Rothenburger Chronik für das Jahr 1157; darin wird verfügt, dass Glücksspiele wie Würfeln oder Kegeln auf zehn Jahre verboten sind. 1265 gründen Xantener Bürger und Kanoniker des Stifts St. Victor eine Bruderschaft der “fratres Kegelorum”. Die Braunschweiger Stadtchronik stellt 1232 fest, dass derjenige ein schlechter Mensch sei, der Vagabunden oder Kegler länger als einen Tag und eine Nacht bei sich aufnähme. 1276 verfügte die Stadt Augsburg Strafen für solche, die Minderjährige am Kegelspiel teilnehmen ließen. In dem Lehrgedicht “Der Renner” des Bamberger Schulmeisters Hugo von Trimberg wird gegen das Kegeln polemisiert. Im 13./14. Jh. war das Kegeln trotz kirchlicher und obrigkeitlicher Verbote in ganz Europa verbreitet und beliebt. Die Kirche geißelte das Kegeln als unchristliche Vergügung, die Obrigkeit reglementierte es wegen der hohen Wetteinsätze, wegen gewerbsmäßigen Betrügertums sowie wegen der tagelangen, exzessiven, mit Trunkenheit und allerlei Ausschweifungen verbundenen Kegelturniere. Stetige Wiederholungen der Verbote sprechen nicht für deren Wirksamkeit. Gegen Ende des Mittelalter wurden die Verbotsbestimmungen gelegentlich gelockert: 1468 wurde in Frankfurt das Kegeln zu Kirchweihen mit der Maßgabe erlaubt, dass die Wetteinsätze einer Beschränkung folgten. Ein derartiges Einsatzlimit war für den Kanton Schwyz im 15. Jh. auf einen Gulden festgesetzt. In Klöstern gab man dem Kegelspiel einen frommen Anstrich, indem man die Kegel zu Sinnbildern des Bösen erklärte, die es niederzuwerfen gelte.

Spielzeit war vom Frühling bis zum Herbst, mancherorts war besonders die Pfingstzeit beliebt. Die Anzahl der Kegel betrug meist 3 oder 9. Sie bestanden anfänglich aus langen Röhrenknochen von Pferden (vornehmlich dem Unterschenkelknochen), später – wie die Kugel – aus Holz. Die Kegelbahn war aus gestampftem Lehm gemacht. In Sagen und Märchen wird mit Menschengebein und Totenköpfen gekegelt, Riesen nehmen Felsblöcke als Kugeln, Donnergrollen wird dem Kegelspiel von Dämonen zugeschrieben.

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