Krankheitsursachen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Krankheitsursachen. Der mittelalterliche Volksglaube kannte verschiedene Ursachen für die Entstehung von Krankheiten; an erster Stelle standen durch Krankheitsdämonen oder durch den Teufel verursachte Leiden, es folgten solche, die auf Gottes Zorn und Strafe zurückzuführen waren, ferner solche, die durch schadenstiftende Mitmenschen wie Zauberer und Hexen oder Juden verursacht waren, sodann folgten Krankheiten, die durch Fehlverhalten des Patienten selbst entstanden und solche, deren Entstehung im Einfluss der Gestirne oder in natürlichen Gegebenheiten (Temperatur, üblen Dünsten, Giftstoffen, Würmern) zu suchen war.

Als von Dämonen verursacht sah man vor allem solche Leiden an, die den Menschen mit Fieberträumen schreckten (s. Alp) oder ihn urplötzlich überfallen, ergreifen, niederwerfen, überwältigen usf., wie etwa bei epileptischen Anfällen, Herz- und Hirnschlag, Hysterie u.ä. Der Theologe Wilhelm von Paris (Guillẹlmus Alvẹrnus; 13. Jh.) warnt die Ärzteschaft ausdrücklich davor, für die Entstehung der Krankheiten natürliche Ursachen verantwortlich zu machen, “wo augenscheinlich Zauberei und Dämoneneinfluss mit im Spiele wären.” (Zit. G. Buschan)

Den strafenden Zorn Gottes sah man besonders dann walten, wenn Seuchenzüge ganze Kollektive befielen, etwa bei der ® Pest oder bei der ® Brotseuche, aber auch wenn Einzelne wie vom einem Schlag (slac Gotes, s. Schlaganfall) gefällt wurden. In der Bibel (Jesus Sirach 38,15) heißt es: “Nur wer vor seinem Schöpfer sündigt, wird in die Hände des Arztes überliefert.” (Zit. K. P. Jankrift)

Weit verbreitet war der Glaube an das Anhexen von Krankheiten (s. Böser Blick). Hexen und Zauberer hatten dank dämonischer Hilfe übernatürliche Kräfte, mittels derer sie durch Verwünschungen (“Beschreien”, “Berufen”, “Totbeten”), bloßes Ansehen (“Böser Blick”) oder durch Zauberhandlungen (an Kleidungsstücken oder Körperbestandteilen wie Haaren, Zähnen, Fingernägeln, Exkrementen oder an Abbildern des Betreffenden) einem Menschen Krankheit oder Tod brachten. Juden waren eo ipso jeder Schlechtigkeit verdächtig und fielen bei Seuchenausbrüchen oft Pogromen zum Opfer (s. Brunnenvergiftung, Judenpogrom).

Für bestimmte Leiden suchte man die Ursache im eigenen Verschulden. Dies konnte darin liegen, dass man die nötige Vorsicht versäumt hatte, so etwa bei Knochenbrüchen oder Verrenkungen, oder dass man – freiwillig oder unfreiwillig – Verbotenes getan hatte, so etwa wenn jenes Körperglied vom Leiden befallen wird, mit dem man gesündigt hatte, z.B. wenn einem Meineidigen die Schwurhand abfaulte.

Auslösende Faktoren für Siechtum und Pestilenz sah man auch in natürlichen Gegebenheiten, so im Lauf des ® Mondes oder der Gestirne, in üblen Dünsten (s. Miasmen), in einem Kontagium, in Gewebstod (“Brand”; s. Brotseuche), in einem Befall mit ® Würmern oder in Vergiftungen mit pflanzlichen und mineralischen ® Giften.

Die ärztliche Wissenschaft des Mittelalter stand in der Tradition Galens (2. Jh. u.Z.) und erklärte Krankheiten als Folge einer Störung des Säftegleichgewichts (s. Säftelehre).

(s. Besessene, Bildzauber, Dämonen, Fallsucht, Hexendelikte, Kontagium, Krankheit, Magie, Miasma, Parasitenbefall, Pestgutachten, Pesthauchtheorie, Wurm, Zaubersprüche)

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