Laster

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Laster (mhd. laster, ahd. lastar = Schmach, Fehler; lat. vitium, turpitudo). Habituell gewordene sittlich-moralische Fehlhaltungen des Menschen, die zur Sünde, äußerstenfalls zur unverzeihlichen Todsünde (Mord, Glaubensabfall, Ehebruch) führen. Die von den Kirchenvätern aufgestellte Lehre von den Kardinallastern war ähnlich schon in der Antike bekannt. Ägyptische Mönche des Frühmittelalter kannten acht Laster (grch. logismoi, lat. vitia) als Ursprung aller Sündhaftigkeit: Eitelkeit, Faulheit, Geiz, Hochmut, Traurigkeit, Völlerei, Wollust, Zorn. Die frühmittelalterliche Oktade von Sünden war Grundlage für spätere Lasterkataloge und Bußbücher. Vielfach wurden sieben Kardinallaster (vitia cardinalia) genannt: Hochmut (superbia), Müßiggang (accidia), Unkeuschheit (luxuria), Zorn (ira), Unmäßigkeit (gula), Neid (invidia) und Geiz (avaritia). Als weitere Laster kannte man: Verzweiflung (desperatio), Zwietracht (discordia), Götzendienst (idolatria), Unglaube (infidelitas), Unduldsamkeit (intolerantia), Feigheit (ignavia), Unbeständigkeit (inconstantia), Ungerechtigkeit (iniustia) und Eitelkeit (vanitas). Der ital. Dichter Dante Alighieri führt sieben Laster (Todsünden) an: Stolz oder Eitelkeit; Neid oder Eifersucht; Zorn oder Wut sowie Gefühle von Hass, Rachedurst und Boshaftigkeit; Faulheit, Müßiggang und Verschwendung; Geiz (Habgier, Habsucht); Völlerei (unmäßiges Essen und Trinken); Wollust (übermäßiges sexuelles Verlangen).

Die positiven Entsprechungen der Laster sind die Tugenden.

Im Mittelalter waren die personifizierten Laster ein beliebtes Thema der bildenden Kunst. Jedem der Laster entsprachen gleichnishafte Bilder und Attribute. Die Unkeuschheit beispielsweise ist in der Vorhalle des Freiburger Münsters dargestellt als nackte Frau mit Spiegel, an deren Brüsten und Schoß Schlangen und Kröten liegen. Angetan ist sie mit einem Bocksfell als Hinweis auf ihren teuflischen Buhlen. Die Unbeständigkeit erscheint als ein dem Kloster entfliehender Mönch oder als eine schwankende Frauengestalt auf einer rollenden Kugel. Attributives Tier ist häufig der Affe, als Reittier dient der Esel.

Auf die sieben Hauptlaster ist das einprägsame mittelalterliche Akronym SALIGIA bezogen:

Superbia – Hochmut (Hoffart, Eitelkeit, Stolz, Übermut)

Avaritia – Geiz (Habgier, Habsucht)

Luxuria – Wollust (Unkeuschheit)

Ira – Zorn (Wut, Vergeltung, Rachsucht)

Gula – Völlerei (Gefräßigkeit, Trunksucht, Unmäßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht)

Invidia – Neid (Missgunst, Eifersucht)

Acedia – Trägheit des Herzens / des Geistes (Überdruss, Melancholie)

(s. Eifersucht, Eitelkeit, Hass, Hoffart, Luxus (s. Luxusordnungen), Mord, Rache, Unglaube, Unkeuschheit (s. Keuschheit, Sexualität), Unzucht, Verzweiflung (s. Selbstmord), Trunkenheit, Zweifel, Völlerei; Guilelmus Peraldus)

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 3
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
4,43 EUR
Bestseller Nr. 5
Nach oben scrollen